Dschungelkatzen imitieren Affen, um Beute anzulocken
Obwohl die Nachahmung eher armselig ist, ist die psychologische List dahinter doch eine wissenschaftliche Überraschung.
Jede tapfere kleine Waldkatze ahmt wahrscheinlich höchstens das nach, was seine Mutter ihm beigebracht hat.
Die Langschwanzkatze aber, auch Baumozelot genannt, soll Angaben der Non-Profit-Organisation Wildlife Conservation Society (WCS) zufolge Affenrufe imitieren, um Beute anzulocken.
Schon im Jahr 2005 hörten Wissenschaftler im Waldreservat Adolpho Ducke in der Nähe von Manaus, Brasilien, wie eine Langschwanzkatze den Schrei eines Zweifarbentamarin-Jungtieres nachäffte.
Dieser Vorfall galt erster und bis dato einziger wissenschaftlich belegte Fall einer Katze, die eine Beutetierart in Amerika imitiert, so Fábio Röhe, damals Forscher für WCS, in einer Email. Er kenne, so fügte er hinzu, keine andere Raubtierart weltweit, die stimmliche Mimikry als Jagdinstrument einsetze.
Obwohl das hohe Kreischen eine eher „armselige Imitation“ eines Babys war, kam es dem Original wohl so nahe, dass neugierige Zweifarbentamarine, die sich in der Nähe aufhielten, angelockt wurden, so Röhe.
Als die Affen näherkamen, entdeckten sie die Langschwanzkatze jedoch und konnten rechtzeitig fliehen.
Die Langschwanzkatze gilt laut IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur) als potenziell gefährdet (near threatened). Das bedeutet, dass die Art in der nahen Zukunft in hohem Maße vom Aussterben bedroht sein könnte. Die Langschwanzkatze ist gefleckt, wird bis zu 4 Kilogramm schwer und ernährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln und Reptilien.
Laut IUCN ist die Katze am stärksten durch die Zerstörung ihres Lebensraums, den Markt für exotische Tiere und Pelze und verärgerte Bauern bedroht, die auf die Tiere schießen, wenn sie ihr Geflügel angreifen.
Wird das Talent vererbt?
Auch wenn die Langschwanzkatze an diesem Tag keinen Erfolg hatte, lässt die Beobachtung den Schluss zu, dass die Katzen diese psychologische List öfters an den Tag legen, um an ihr Abendessen zu kommen, so Röhe.
Und die Langschwanzkatze ist wahrscheinlich nicht die einzige raffinierte Katze im Dschungel. Röhe hat gemeinsam mit seinen Kollegen mit Menschen gesprochen, die im Zentral-Amazonas leben. Sie berichteten davon, dass auch andere Katzenarten wie Pumas oder Jaguare diesen Trick anwenden.
Viele der Beutetierarten Südamerikas wie Macucos und Agutis machen scharf klingende Töne, die durchaus im Repertoire von Katzen liegen, so die Forscher.
Und dieses Repertoire könnte in der Familie liegen. Die Muttertiere der Langschwanzkatzen geben die Imitationsstrategie höchstwahrscheinlich an ihre Jungtiere weiter. „Bei Wildkatzen scheint dieses Lernen von der Mutter überlebenswichtig zu sein“, so Röhe.
Die Forschungsergebnisse wurden im Juli 2009 in der Fachzeitschrift Neotropical Primates veröffentlicht.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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