Einmaliges Foto: Anakonda erwürgt ihren Partner nach der Paarung

Tödliches Liebesspiel: Große Anakondas sind aufgrund des Größenunterschieds zwischen den Geschlechtern besonders für sexuellen Kannibalismus prädestiniert.

Von Michelle Z. Donahue
Veröffentlicht am 19. Jan. 2021, 15:05 MEZ
Große Anakonda

Eine weibliche Große Anakonda quetscht ein Männchen nach der Paarung zu Tode.

Foto von Luciano Candisani

Als der Fotograf Luciano Candisani in den Sümpfen Brasiliens eine besonders große Schlange aufspürte, fand er am Ende mehr, als er sich erhofft hatte: Er schoss das erste bekannte Bild einer weiblichen Großen Anakonda, die ihren Partner zu Tode quetscht.

Das Weibchen, das so dick wie ein „LKW-Reifen“ war, war den einheimischen Führern Juca Ygarapé und Daniel de Granville gut bekannt. Sie brachten Candisani zu ihrem üblichen Beobachtungsgebiet am Fluss Formoso.

Dort fanden sie das Weibchen vor, das halb aus dem Wasser ragte und sich mit einem kleinen Männchen am Grunde des Flusses in einem Gewirr verschlungen hatte. Candisani vermutete zunächst, es handele sich womöglich um eine Art Umarmung direkt nach der Paarung. Er beobachtete das Paar ein paar Stunden lang und machte einige Unterwasserfotos aus etwa einem Meter Entfernung.

Galerie: 22 spektakuläre Porträts von Schlangen

„Ich begriff zuerst gar nicht, was da los war“, sagt Candisani. „Aber dann hat sie den Körper des Männchens mitgeschleift, als sie ins Gras schlängelte.“

Obwohl er das Foto schon im Jahr 2012 aufgenommen hatte, hat Candisani es erst 2017 bei National Geographic veröffentlicht, weil die Sümpfe, in denen diese Anakondas leben, zunehmend durch Waldbrände und die Nähe zur Landwirtschaft bedroht sind. Umweltschützer fordern deshalb den Schutz des Gebietes.

Letzte Mahlzeit vor der Fastenzeit

Damals waren die Führer erstaunt über das Verhalten der Anakonda. Also suchte der Fotograf den Rat des Anakonda-Experten Jesús Rivas, einem Biologen der New Mexico Highlands University, der die Reptilien in Venezuela seit über 30 Jahren erforscht.

Rivas hat einige Fälle von Kannibalismus bei Anakondas dokumentiert, bei denen die Weibchen ihre Partner wieder auswürgten, nachdem sie sie gefressen hatten. Es ist unklar, ob auch dieses Weibchen ihren Partner verschlungen hat: Laut Candisani konnten sie das Tier nicht mehr finden, nachdem es das Männchen ins Gras gezogen hatte.

BELIEBT

    mehr anzeigen
    Faszination Schlange

    Der Grund für eine solche Mahlzeit ist simpel: Das Männchen ist ein guter Eiweißlieferant für eine werdende Mutter – vor allem eine, die die ganzen sieben Monate der Schwangerschaft fastet.

    „Ganze 30 Prozent ihres Körpergewichts verwendet sie auf das Wachstum ihres Nachwuchses. Sieben oder acht Kilo mehr Fleisch zu bekommen, bevor man in diese Phase eintritt, ist da keine so schlechte Idee“, erklärt er.

    Laut Rivas waren Candisanis Fotos erst der vierte gemeldete Fall einer weiblichen Anakonda, die ihren Partner stranguliert – und der erste, der fotografisch dokumentiert wurde.

    Anakonda-Größenvergleich

    Große Anakondas sind aufgrund des beträchtlichen Größenunterschieds zwischen den Geschlechtern besonders für sexuellen Kannibalismus prädestiniert.

    Männchen sind im Durchschnitt etwa 2,5 Meter lang, während es die Weibchen durchschnittlich auf 3,5 Meter bringen. Aber auch bis zu 5 Meter seien keine Seltenheit, sagt Rivas. Candisani schätzte die Schlange, die er fotografiert hat, sogar auf 7 Meter, was durchaus ungewöhnlich wäre.

    Rivas merkte jedoch an, dass das Gebiet, in dem Candisani das Foto aufgenommen hat – nicht weit von Bonito City im Bundesstaat Mato Grosso do Sul –, durchgehend feucht ist.

    „In Gebieten mit einer ausgeprägten Trockenzeit können [Anakondas] monatelang unter dem Schlamm ausharren“, sagt er.

    „Aber an Orten, die ständig überflutet sind, haben sie wahrscheinlich ein besseres Nahrungsangebot und können daher größer werden.“

    Seit Candisani sein unglaubliches Foto gemacht hat, hat niemand mehr von einer Begegnung mit der Schlange berichtet. Aber er hofft, dass sie noch da draußen ist – vielleicht auf der Suche nach einem weiteren Männchen.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

    Erstmals beobachtet: Schlangen rotten sich für die Jagd zusammen

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved