Von giftigen Nattern und knallgrünen Echsen: Die fünf seltensten Reptilien Deutschlands

Gerade mal 14 Reptilienarten leben in Deutschland. Eine ist so selten, dass sie nur noch an einem Ort vorkommt.

Die Aspisviper ist neben der Kreuzotter die zweite heimische Giftschlange. 

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Von Jens Voss
Veröffentlicht am 30. März 2022, 08:42 MESZ

Sieben Schlangen, sechs Echsen und eine Schildkröte: Nur 14 Reptilienarten gibt es in Deutschland. Zum Vergleich: In Frankreich kommen 38, in Spanien 65 und in ganz Europa über 150 Arten vor. Richtig häufig ist kein heimisches Reptil. Am ehesten wird man noch einer Blindschleiche, Zauneidechse oder Ringelnatter begegnen.

Gut zwei Drittel aller Reptilienarten in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Rote Liste Deutschland. Vier Arten sind sogar akut vom Aussterben bedroht: Europäische Sumpfschildkröte, Östliche Smaragdeidechse, Würfelnatter und Aspisviper. Ihre Bestände können oft nur durch gezielte Natur- oder Artenschutzmaßnahmen erhalten werden.

Hauptursache für die Bestandsrückgänge ist der fortschreitende Lebensraumverlust. Ausgedehnte Moore und andere Feuchtgebiete, magere Trockenwiesen oder natürliche Geröllhalden: All das gibt es immer seltener in Deutschland.

Die Top 5 der seltensten Reptilien

Aspisviper

Die Aspisviper (Vipera aspis) ist Deutschlands seltenstes Reptil. Hierzulande findet man sie nur im südlichen Schwarzwald auf einer Fläche von 270 Hektar. Die lebendgebärende Schlange erreicht eine Länge von etwa 80 Zentimetern. Neben der Kreuzotter ist sie unsere zweite heimische Giftschlange. Das Gift der Aspisviper ähnelt dem der Kreuzotter, ist aber weniger stark und kann einen gesunden erwachsenen Menschen nicht töten. Ihre Grundfärbung variiert von Hellgrau über Rotbraun bis hin zu Schwarz. Der dreieckige Kopf ist deutlich vom Körper abgesetzt. Die Aspisviper liebt warme, trockene, magere und steinige Biotope an Südhängen. Solche offenen Sonnenplätze sind aber selten geworden.

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    Aspisviper 

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    Europäische Sumpfschildkröte

    Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist Deutschlands einzige heimische Schildkrötenart und unser zweitseltenstes Reptil. Sie hat nur an ganz wenigen, schwer zugänglichen Gewässern im Nordosten Brandenburgs überlebt. Andere Vorkommen in der Mitte und im Südwesten Deutschlands stammen aus Ansiedlungsprojekten. Bis ins 18. Jahrhundert wurde die kleine, dunkelbraune Schildkröte noch massenhaft gefangen und als Fastenspeise verkauft. Heute leidet sie vor allem unter der Trockenlegung von Feuchtgebieten, der Zerstörung ihrer Eiablageplätze (offene, sonnige Flächen) und dem Straßenverkehr. Nur spezielle Artenschutzmaßnahmen können vermutlich verhindern, dass die Europäische Sumpfschildkröte in Deutschland ausstirbt.

    Europäische Sumpfschildkröte

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    Östliche Smaragdeidechse

    Zwei Smaragdeidechsen leben in Deutschland: Die Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) ist noch seltener als die ohnehin rare westliche Spezies. Als alteingesessene (autochthone) Spezies kommt Deutschlands drittseltenstes Reptil nur noch in zwei voneinander getrennten Gebieten vor: im ostbrandenburgischen Heide- und Seengebiet und an den Südhängen des Donautals östlich von Passau. Außerdem gibt es verschiedene Wiederansiedlungsprojekte. Das leuchtend grüne Reptil bevorzugt sonnenerwärmte und zugleich feuchte Hänge mit offenen, reichhaltigen Strukturen und einer mosaikartigen Bepflanzung. Das können auch Kulturlandschaften wie etwa vergraste Weinberge sein. Doch solche Biotope gibt es kaum noch. Fast alle Vorkommen liegen in Naturschutzgebieten.

    Östliche Smaragdeidechse

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    Würfelnatter

    Als Fischfresserin ist die Würfelnatter (Natrix tessellata) noch stärker ans Wasser gebunden als die weitaus häufigere Ringelnatter. In Deutschland existieren aktuell nur noch drei ursprüngliche Populationen an den Rhein-Nebenflüssen Lahn, Mosel und Nahe in Rheinland-Pfalz. Die wärmeliebende bis 100 Zentimeter lange Schlange beansprucht naturnahe Gewässerabschnitte. Sie ist eine exzellente Schwimmerin und Taucherin und lauert oft stundenlang im flachen Wasser auf ihre Beute. Dabei ragen meist nur die Nasenöffnungen und Augen über die Wasseroberfläche. Ursachen für die Bestandsrückgänge sind unter anderem die Verbauung von Flüssen und Uferlandschaften sowie die zunehmende Freizeitnutzung von Fließgewässern.

    Würfelnatter

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    Westliche Smaragdeidechse

    Die stark gefährdete Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ist zwar nicht ganz so selten wie ihre östliche Schwester. Dennoch gilt sie als unser fünftseltenstes Reptil. Die deutschen Vorkommen der überwiegend mediterran verbreiteten Art liegen in wärmebegünstigten Regionen von Südwestdeutschland. In Rheinland-Pfalz besiedelt sie südliche Trockenhänge in den Tälern von Rhein, Mosel und Nahe. In Baden-Württemberg bewohnt sie Teile des Kaiserstuhls. Oft handelt es sich um winzige, voneinander isolierte Restbestände. Auch die Westliche Smaragdeidechse leidet unter der Zerstörung ihres Lebensraums. Kleinteilige Trockenmauern, Böschungen und Gebüschinseln in Weinberglagen wurden seit den 1960er-Jahren großflächig zerstört.

    Westliche Smaragdeidechse

    Foto von Dr. Ulrich Schulte

    Quelle: Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. 

    Die aktuellen Roten Listen der Wirbeltiere in Deutschland gibt es hier zum Download.

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