Niedersachsen: Die leise Rückkehr der Wildkatzen

Fast war sie ausgerottet. Nun erholen sich die Bestände der Europäischen Wildkatze in Deutschland wieder – erstmals auch in Norddeutschland. Tierschützer erklären, warum Vorsicht geboten ist.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 14. Juli 2023, 15:36 MESZ
Graugestreifte Wildkatze auf einem Baum.

Wildkatzen sehen den domestizierten Hauskatzen sehr ähnlich – eine Gefahr für die Waldbewohner. 

Foto von Thomas Stephan / BUND

Fast lautlos bewegt sie sich nachts durchs Unterholz und macht sich bereit für die Jagd nach Mäusen: Die Europäische Wildkatze streift wieder durch die deutschen Wälder. Die geschützte Tierart war in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet. Zwischen 6.000 und 8.000 Tiere leben nach Schätzungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aktuell in der Bundesrepublik, die meisten davon in Süddeutschland. 

Nun sind die Wildkatzen aber auch in Norddeutschland wieder auf dem Vormarsch. Der BUND geht davon aus, dass die Tiere bereits in fast jedem südniedersächsischen Wald vorkommen. 400 bis 700 Tiere seien im Solling heimisch und rund 200 im Harz – die Populationen seien stabil. Sogar im Norden kommt es zu vereinzelten Sichtungen, die nördlichste davon im Kreis Harburg. 

Naturnahe Wälder: Der Lebensraum der Europäischen Wildkatze

Zuhause ist die Europäische Wildkatze in naturnahen, strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern, in denen es genug Versteckmöglichkeiten für die Jagd und die Aufzucht des Nachwuchses gibt. Vor allem in Wäldern mit umgestürzten Bäumen und Reisighaufen oder Gebüschen fühlt sich die Wildkatze wohl. 

Im Rahmen des BUND-Projekts „Wildkatzenwälder von morgen“, das vom Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird, sollen die deutschen Wälder wildkatzengerecht umgestaltet werden, sodass sich mehr Tiere ansiedeln und die Populationen stabil bleiben. 

Wildkatze oder entlaufene Hauskatze?

Der Erfolg für die deutsche Artenvielfalt bedeutet gleichzeitig ein hohes Risiko für die Wildkatzen. Da sie grau gestreiften Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich sehen, halten manche die Waldbewohner für entlaufene Stubentiger. Der BUND warnt davor, die Tiere mit nach Hause zu nehmen.

Die Europäische Wildkatze stammt nämlich nicht von verwilderten Hauskatzen ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Schon Zehntausende von Jahren bevor die Römer die Hauskatzen mit über die Alpen brachten, gab es die Wildkatze in unseren Wäldern. Aus diesem Grund vertragen die Tiere auch kein handelsübliches Katzenfutter, sie können davon schweren Durchfall bekommen. Zudem können die Wildkatzen verschiedene Katzenkrankheiten übertragen, die in vielen Fällen tödlich enden. 

BELIEBT

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    In seinem neuen Projekt „Vorsicht Wildkatze!“ informiert der BUND Deutschland über die Verwechslungsgefahr und gibt Tipps für den richtigen Umgang mit versehentlich mitgenommenen Tieren. Die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung seien der buschige Schwanz der Wildkatzen mit zwei bis drei dunklen, klar abgesetzten Ringen und ihr verwaschenes, cremefarbenes Fell. Ihr Körperbau ist meistens etwas größer und massiger als der einer Hauskatze. Außerdem verhalten sich die Tiere sehr scheu. 

    Sollte man auf einem Spaziergang eine verletzte Wildkatze finden, ist der*die zuständige Förster*in oder Jäger*in die richtige Ansprechperson. Bei verlassenen Jungtieren kann der*die Wildkatzenkoordinator*in des jeweiligen Bundeslandes kontaktiert werden. In jedem Fall können die Tiere nicht zu Hause gehalten werden, sondern sollten nach Möglichkeit im Wald bleiben – oder in einer Wildtierauffangstation untergebracht werden. 

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