Im schmelzenden Eis kämpfen die Inuit gegen das Sterben ihrer Kultur

Die Ältesten versuchen, ihre Traditionen und ihr Wissen an eine Generation weiterzugeben, die mit dem Klimawandel aufgewachsen ist.

Von Acacia Johnson
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Veröffentlicht am 22. Aug. 2019, 10:44 MESZ
Wenn das Meereis altert, sinkt das Salz in das Meer hinab, sodass sich an der Oberfläche ...
Wenn das Meereis altert, sinkt das Salz in das Meer hinab, sodass sich an der Oberfläche frisches Trinkwasser sammelt. Am Jagdcamp ihrer Familie in Nuvukutaak in der Nähe der nordkanadischen Gemeinde Arctic Bay füllt Charlotte Naqitaqvik einen Teekessel mit Wasser.
Foto von Acacia Johnson, National Geographic

Im Frühling, wenn die Tiere nach Norden ziehen und die Sonne nicht mehr untergeht, gehen die Kinder der Inuit mit ihren Familien auf wochenlange Campingtrips durch die kanadische Arktis.

Foto von NGM Maps

Dort werden ihnen die Jagdtechniken und kulturellen Werte vermittelt, die seit mehr als 5.000 Jahren von Generation zu Generation weitergegeben werden. In den letzten drei Jahrzehnten ist allerdings das mehrjährige Eis – das dickste und älteste Eis, das eine der Grundlagen für das arktische Meeresökosystem bildet – um 95 Prozent geschrumpft. Auf dem dünner werdenden Eis können die Ältesten nicht mehr für die Sicherheit der alten Reiserouten garantieren, und die Wanderbewegungen der Tiere verändern sich. Die Zukunft des Eises – und all jener, die darauf leben – ist ungewiss.

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    Ashley Hughes, die einen von ihrer Mutter genähten Parka trägt, verbrachte ihren 10. Geburtstag beim Campen mit Freunden und Familie an der Ikpikittuarjuk Bay. Hughes nahm an dem Seesaibling-Angelwettbewerb teil, den die Inuit-Gemeinde jedes Jahr veranstaltet.
    Foto von Acacia Johnson
    Die Robbenjagd ist ein wesentlicher Bestandteil der Lebensweise der Inuit. Aus dem Fell wird wärmende Kleidung hergestellt. Indem die Gemeinden ihr Wissen über die Jagd und die Nahrungsbeschaffung weitergeben, können sie auch in einem sich verändernden Klima fortbestehen.
    Foto von Acacia Johnson
    Ein Riss im Meereis: Olayuk Naqitarvik muss bei der Überquerung besonders vorsichtig vorgehen. Er zieht seinen Enkel in einem Qamutik hinter sich her, einem Schlitten, der mit Vorräten für den Familien-Campingtrip vollgepackt ist. Obwohl sie krank und gebrechlich ist, bestand Naqitarviks Frau Martha darauf mitzukommen, um ihr Wissen über das Land an die nächste Generation weiterzugeben.
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    Die 15-jährigen Zwillinge Logan und Edmond Willie jagen im Licht der Mitternachtssonne Schneegänse vor ihrem Lager in Nuvukutaak.
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    Dick eingepackt in einen Amauti – einen Parka mit eingebauter Babytrage – begleitet der kleine Spencer seine Mutter Clara Itturiligaq auf einen Angelausflug.
    Foto von Acacia Johnson

    “In den letzten drei Jahrzehnten ist das mehrjährige Eis – das dickste und älteste Eis, das eine der Grundlagen für das arktische Meeresökosystem bildet – um 95 Prozent geschrumpft.”

    Tagoonak Qavavauq, eine der Ältesten, bringt Kindern auf einem Schulausflug bei, wie man Bannock-Brot zubereitet. Das althergebrachte Wissen darum, wie man in der eisigen Landschaft überlebt, verschwindet mit den Ältesten. Viele sind deshalb entschlossen, die Traditionen weiterzugeben – insbesondere an Kinder, deren Familien nicht mehr jagen oder campen fahren. Das Wissen darum, wie man mit begrenzten Ressourcen zurechtkommt, ist in einer Zeit, in der Nahrungsmittelknappheit und schlechte Ernährung in den Inuit-Gemeinden wachsende Probleme sind, der Schlüssel zum Überleben.
    Foto von Acacia Johnson
    Tootalik Ejangiaq betritt ihr Zelt im Frühlingslager, wo sie jungen Menschen das traditionelle Wissen der Inuit vermittelt.
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    : Lloyd Willie gönnt sich eine Pause von der Jagd im Zelt seiner Familie in Nuvukutaak, einem alten Außenposten am Rande des Meereises.
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    Eine Blutspur führt zur Familie Naqitarvik, die eine junge Frau zu ihrer ersten erlegten Ringelrobbe gratuliert.
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    Die 30-jährige Marie Naqitarvik hat als Kind nicht viel über das Jagen und Campen in der Wildnis gelernt. Das änderte sich erst, als sie einen Berufsjäger heiratete. Nun jagen die beiden zusammen mit ihren Kindern jeden Frühling auf dem Land ihrer Vorfahren.
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    Darcy Enoogoo, 36, und seine Frau Susan nehmen sich jedes Jahr Urlaub, um mit ihren Kindern auf Robbenjagd zu gehen. Ringelrobben haben vitaminreiches Fleisch, ihr Fett brennt gut und aus ihrem Fell lässt sich warme Kleidung herstellen.
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    Darcy Enoogoo zieht für seine Tochter Alana ein kleines Schneemobil an einer Schnur. Auf ihrer neunstündigen Reise zu einem Angelsee macht die Familie gerade eine kleine Pause.
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    “Die Campingtrips sollen dafür sorgen, dass die Traditionen der Inuit überleben – selbst wenn das Eis verschwindet.”

    Owen Willie, 18, jagt im abgelegenen Camp seiner Familie in der kanadischen Arktis Schneegänse. Er nahm kurz nach seinem High-School-Abschluss an dem Familienausflug teil und verbrachte den Frühling damit, den Gänsen auf ihrer Wanderung zu folgen.
    Foto von Acacia Johnson
    Dicke Winterkleidung aus Karibufell hält Valerie und Michael Qaunaq warm. Ihr drei Jahre alter Sohn Joshua ist in Kleidung aus Sattelrobbenfell gehüllt.
    Foto von Acacia Johnson
    Vor dem Campingausflug trocknet ein selbstgemachtes Zelt auf dem Meereis in Nunavut.
    Foto von Acacia Johnson

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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