Wer war Konfuzius?

Konfuzius glaubte daran, dass alle Menschen und die Gesellschaft vom lebenslangen Lernen und einem moralischen Handeln profitieren könnten.

Von Kristin Baird Rattini
Veröffentlicht am 9. Okt. 2019, 12:59 MESZ
Konfuzius war ein chinesischer Philosoph, Politiker und Lehrer, dessen Botschaft von Wissen, Nächstenliebe, Loyalität und Tugend die chinesische Philosophie für Jahrtausende prägte.
Foto von Christophel Fine Art, Uig, via Getty

Ein alter chinesischer Text gibt Konfuzius Körpergröße mit knapp 2,90 Meter an. Auch wenn das Schriftstück diesbezüglich vielleicht etwas übertrieb, gibt es keinen Zweifel daran, dass Konfuzius ein Lehrer und Philosoph von stattlicher Größe war. Seine Ideale sind im Laufe der Zeit untrennbar mit der nationalen Identität Chinas und den Zivilisationen Ostasiens verwachsen.

Der Mann, der im Westen als Konfuzius bekannt ist, wurde 551 v. Chr. bei Qufu im Osten Chinas geboren und erhielt den Namen Kongqiu. Womöglich gehörte seine Familie einst zur Aristokratie, fiel dann aber in Ungnade oder erlitt ein anderes schweres Schicksal, denn als junger Mann verrichtete er oft niedere Tätigkeiten.

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Die Liebe zum Lernen

Schon früh entdeckte Konfuzius seine Leidenschaft für die Wissenschaften. „Mit 15 hatte ich mich dem Lernen verschrieben“, erzählte er seinen Schülern später. Er studierte Musik, Mathematik, die klassische chinesische Literatur, Geschichte und mehr. Besonders faszinierte ihn die Zhou-Dynastie (1046 – 256 v. Chr.), eine friedliche Periode, die für ihn ein goldenes Zeitalter darstellte, dem man nacheifern sollte.

Er war der Überzeugung, dass Bildung und innere Einkehr zu Tugendhaftigkeit führen würden, und dass jene, die über andere befehlen wollten, zunächst ihre Selbstdisziplin und moralische Überlegenheit kultivieren müssten. Er strebte einen schnellen Aufstieg innerhalb der Regierung an, aber erregte durch sein forsches Auftreten viel Unmut. Dennoch erlangte er irgendwann einen einflussreichen Posten als Minister für Verbrechen im Staat Lu, fiel durch seine aggressiven Reformbemühungen jedoch in Ungnade.

Jahrelang versuchte er, zurück in den Staatsdienst zu gelangen, um das Reich von innen heraus zu verbessern. Als Lehrer war ihm allerdings weitaus größerer Erfolg beschert. Konfuzius brach mit althergebrachten Traditionen, denn er glaubte daran, dass jeder Mensch von Bildung profitieren könne. Er ermutige stets dazu, ein Leben lang zu lernen, und zwar „um seiner selbst willen“, also um sich selbst zu kennen und zu verbessern. Damit scharte er einen großen Kreis von Anhängern um sich, die ihn als Kongfuzi (Meister Kong) kannten. Diese Schüler hielten seine Philosophie in den „Analekten“ fest, den gesammelten Aussprüchen des Konfuzius.

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BELIEBT

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    Der Meister und seine Schüler

    Wie darin nachzulesen ist, glaubte Konfuzius, dass sich eine soziale Harmonie ganz natürlich ergeben würde, wenn die Verhältnisse zwischen Individuen geordnet würden. Die Familie sollte dabei der Grundstein der Gesellschaft sein. Deshalb legte er besonderen Wert auf persönliche Qualitäten wie Nächstenliebe, ein wechselseitiges Geben und Nehmen sowie Respekt gegenüber den Eltern. Diese Eigenschaften seien unerlässlich für die Formung gebildeter, pflichtbewusster Individuen, die der Gesellschaft im öffentlichen Dienst nutzen würden.

    Zu Lebzeiten erhielt Konfuzius mit seinen Ansichten nicht viel Aufmerksamkeit. Als er im Jahr 479 v. Chr. verstarb, hinterließ er etwa 3.000 Schüler. Diese allerdings verschrieben sich voll und ganz dem Erhalt und der Verbreitung der Prinzipien ihres Meisters. Dessen Lehren wurden im 2. Jahrhundert v. Chr. dann von der Han-Dynastie mit großem Enthusiasmus als Staatsideologie verwendet. „Die Analekten“ dienten fortan jahrtausendelang als Leitwerk für Regierungen und Individuen und formten damit die chinesische Geschichte und Zivilisation.

    Qufu, Konfuzius’ Heimatstadt

    Zu Lebzeiten fand Konfuzius in seiner Heimatstadt Qufu im Osten Chinas nicht besonders viel Anerkennung. Im Laufe der Zeit änderte sich das allerdings. Dank des Einflusses chinesischer Herrscher, die sein Andenken nicht in Vergessenheit geraten lassen wollten, und dank der Arbeit zahlreicher Menschen in den nachfolgenden Jahrhunderten sind viele Zeugnisse seines Lebens noch heute erhalten.

    Konfuzius’ Tempel, seine Grabstätte und sein Familiensitz gelten mittlerweile als UNESCO-Welterbestätten, die von Touristen und Pilgern besucht werden. Der Konfuziustempel in Qufu wurde kurz nach dem Tod des Weisen im Jahr 479 v. Chr. errichtet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem 20 Hektar großen Komplex. Ein ausdrucksstarkes Symbol für den hohen Status des „ungekrönten Königs“ – wie seine Schüler ihn nennen – ist sicher auch die gelbe Glasur der Tempeldachfliesen: eine Farbe, die eigentlich dem Kaiser vorbehalten war.

    Das harte Leben der Bauern

    Die Bauern bildeten den Grundstein der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft Chinas. Ihr Leben war hart und undankbar: „Alle vier Jahreszeiten hindurch hatten sie keinen einzigen freien Tag […] Egal, wie hart sie arbeiteten, sie konnten durch Überschwemmungen, Dürren oder grausame Beamte ruiniert werden […] Sie müssen ihre Felder und Häuser und sogar ihre Kinder und Enkel verkaufen, um ihre Schulden zu bezahlen“, berichtete der Beamte Chao Cuo der Han-Dynastie im Jahr 178 v. Chr.

    Zu Zeiten der Han-Dynastie hatten sie bereits Pflüge mit Eisenzacken und nutzten Ochsen und Esel zur Feldarbeit. Allerdings waren die Steuern enorm hoch. Noch dazu mussten die Bauern Pflichtarbeiten für die Regierung verrichten. Ihr stetig schrumpfendes Ackerland teilten sie zwischen ihren Erben auf. Banditenrum und Rebellionen breiteten sich immer weiter aus, und Bauernaufstände waren noch bis ins 20. Jahrhundert hinein eine stete Bedrohung für die Regierung.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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