9 Fakten zum farbenfrohen Holi-Fest

Welchen mythologischen Ursprung hat das bunte Frühlingsfest und welche Speisen und Getränke gehören traditionell dazu?

Von Christine Bednarz
Veröffentlicht am 11. März 2020, 16:46 MEZ
Gelbes Farbpulver auf dem Holi-Fest
Jeder indische Staat feiert Holi auf seine eigene Weise. Hier in Uttar Pradesh wehren sich die Frauen von Nandgaon (der Heimat des Hindu-Gottes Krishna) mit Stöcken gegen die Männer aus Barsana (der Heimat von Radha), die versuchen, sie mit Farbpuder zu bewerfen.
Foto von Ajay Aggarwal Hindustan Times/Getty Images

Eine kaleidoskopisch bunte Wolke schwebt jedes Jahr über ganz Indien, wenn Feiernde den Frühlingsbeginn zelebrieren, indem sie farbiges Pulver werfen, Wasser versprühen und zu Tausenden durch die Straßen ziehen. Holi mag traditionell ein Hindu-Fest sein, aber während dieser bunten Feierlichkeiten sind alle gleich. Das Pulver verdeckt die Hautfarbe, an der sich noch immer die gesellschaftlichen Klassengrenzen festmachen. Das Kastensystem verschwindet, Ausländer mischen sich unter die Einheimischen.

Hinter all dem Tanzen und dem bunten Chaos liegt eine einzigartige Kultur mit tief verwurzelten Traditionen. Was muss man über das Holi-Fest wissen?

Früher Beginn

Die farbenfrohe Pulverparty ist nur ein Teil der Festivitäten. Am Abend vor Holika Dahan zünden Hindus eine Nachbildung der Dämonin Holika aus Dung und Holz an, um symbolisch ihren Niedergang zu feiern. Am zweiten Tag, Rangwali Holi, werfen die Menschen das berühmte farbige Puder. Die Vorbereitungen für das Fest beginnen aber schon viel früher: Verschiedenfarbige Puder werden gekauft und die Kinder üben damit schon mal das zielgenaue Werfen. Einige Gruppen konzentrieren sich eher auf die ernsteren, religiösen Aspekte: In der indischen Region Braj dauern die Holi-Feierlichkeiten beispielsweise bis zu 16 Tage.

Gut triumphiert über Böse

Holi wurde nach Holika benannt, der dämonischen Schwester des Königs Hiranyakashyap aus der Hindu-Mythologie. Der Erzählung nach verbot der böse König seinem Sohn Prahlad, den Hindu-Gott Vishnu zu verehren. Prahlad gehorchte seinem Vater aber nicht und huldigte ihm weiterhin. Darauf befahl der König seinem Sohn und Holika (der Feuer nichts anhaben konnte), sich auf einen Scheiterhaufen zu setzen. Als das Holz entzündet wurde, verbrannte Holika trotzdem und Prahlad überlebte, da er Vishnu um Hilfe gebeten hatte. Das Holi-Fest soll daran erinnern, dass das Gute über das Böse siegt. Diese Maxime spiegelt auch den Glauben der Hindus wider, dass Glaube und Treue für jeden zur Erlösung führen, der sich dazu bekennt.

Gefüllte Snacks

In ganz Indien bereiten Familien liebevoll sogenannte Gujiya zu – süße Teigtaschen mit einer Füllung aus Trockenfrüchten, Nüssen und Kardamom. Es gibt zahllose Varianten, aber häufig werden für die Füllung Pistazien, Cashews, Kokosnüsse und Rosinen verwendet. Gujiya sind ein beliebter Snack an Holika Dahan.

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    Anstoßen mit Cannabismilch

    Manche Menschen stoßen zum Holi-Fest mit Bhang an – einem Milchgetränk mit einer Paste aus Cannabisblüten von Pflanzen, die hoch im Himalaya wachsen. Dieser Milchshake wird schon seit 3.000 Jahren getrunken und hat eine mythologische Verbindung zur Gottheit Shiva. Verkauft wird er in speziellen Bhang-Shops, die von der Regierung betrieben werden.

    Wieso die bunte Farbe?

    Der Legende zufolge wurde Krishna einst von einem Dämon verflucht, weshalb sich seine Haut blau färbte. Er machte sich Sorgen, dass seine hellhäutige Gefährtin Radha ihn deshalb nicht mehr lieben könnte. Als er sich darüber bei seiner Mutter Yashoda beklagte, sagte sie ihm im Spaß, dass er Radhas Gesicht doch einfach in einer Farbe anmalen solle, die ihm gefiel – und das tat er dann auch. Die bunten Farbpulver, die als Gulal bezeichnet werden, sollen an diese Geschichte erinnern.

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    Natürliche und künstliche Farbstoffe

    Früher wurde Gulal aus Blumen, Gewürzen und anderen Naturmaterialien hergestellt. Stoffe aus Korallenbäumen und dem Malabar-Lackbaum hatten außerdem eine positive Wirkung auf die Haut. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden synthetische Farbstoffe immer beliebter und versprachen mehr Profit. Heutzutage ist ein Großteil des Holi-Gulals synthetisch und kommt aus China. Die indische Regierung bewirbt aber weiterhin nationale Produkte und eine Rückkehr zu Inhaltsstoffen auf pflanzlicher Basis – aus gutem Grund: 2012 mussten 200 Menschen aufgrund von Vergiftungserscheinungen durch Farbstoffe ins Krankenhaus von Mumbai eingeliefert werden.

    Bedeutsame Farben

    Die Farben sehen nicht nur hübsch aus, sondern haben auch eine besondere Bedeutung: Rot steht für Liebe, Fruchtbarkeit und die Ehe. Blau repräsentiert Krishna, während Grün Neuanfänge symbolisiert.

    Wasser gegen Farbe

    Um langfristige Flecken zu vermeiden, wird den Hindus empfohlen, Haut und Haare gut anzufeuchten. Auf der Kleidung lassen sich Farbflecken aber nicht vermeiden.

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    Holi in Deutschland

    Das Holi-Fest ist mittlerweile weit jenseits der indischen Landesgrenzen bekannt und beliebt. Dabei verteilen sich die Termine meist auf die jeweilige Festivalsaison des Landes und sind nicht mehr an den Frühlingsbeginn gebunden. In Deutschland finden zum Beispiel das Holi Festival of Colours und das Holi Farbrausch Festival in mehreren Städten statt.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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