Welche Haie leben in der deutschen Nordsee?

Urlaub an der heimischen Küste: Die meisten Menschen denken dabei nicht unbedingt an Haie. Doch tatsächlich leben einige Hai-Arten dauerhaft in der deutschen Nordsee. An der Ostsee sieht das anders aus.

Der Dornhai ist selten geworden in der Nordsee. 

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Von Jens Voss
Veröffentlicht am 11. Aug. 2022, 11:02 MESZ

Haie schwimmen in fast allen Meeren – auch in der Nordsee. „Manche Arten leben dauerhaft dort, andere kommen auf ihren Wanderungen in die Nordsee“, sagt Fischereibiologe Matthias Schaber vom Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven. Durch Überfischung ist die Zahl der Haie in der Deutschen Bucht im Laufe der letzten 100 Jahre aber stark zurückgegangen.

Alle vor der deutschen Küste vorkommenden Haie sind klein, die meisten werden nur einen guten Meter lang. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen sowie Weich- und Schalentieren. Für den Menschen sind sie ungefährlich. Laut Roter Liste der gefährdeten Arten leben aktuell nur drei bis vier Arten dauerhaft in den deutschen Meeren, andere sind Durchzügler. Weltweit gibt es über 500 Hai-Arten.

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Hundshai: Der größte deutsche Hai

Mit einer Länge von bis zu zwei Metern ist er die größte in deutschen Gewässern etablierte Hai-Art. Im Sommer versammeln sich große Exemplare in der Nordsee vor Helgoland. Die Rote Liste stuft den Hundshai (Galeorhinus galeus) hierzulande als stark gefährdet ein. „Wie die meisten Hai-Arten ist er anfällig für Überfischung“, erklärt Schaber. Der Grund: Haie werden in der Regel erst mit relativ hohem Alter geschlechtsreif und haben wenige Nachkommen. Die niedrige Reproduktionsrate verschärft das Überfischungsproblem der lebendgebärenden Art.

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    Der Hundshai wird bis zu zwei Meter lang. Damit ist er die größte Hai-Art, die dauerhaft in der deutschen Nordsee lebt.

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    Dornhai: Verhängnisvolle Schillerlocken

    Noch seltener ist der Dornhai (Squalus acanthias). Früher war er in allen kühlen Meeren in großer Zahl zu Hause. Doch durch Überfischung sind die Bestände im Nordatlantik dramatisch eingebrochen. Seine geräucherten Bauchlappen finden sich als Schillerlocken in fast jedem Fischgeschäft. Weil die lebendgebärende Art erst mit etwa zehn Jahren geschlechtsreif wird, lassen sich die fischereibedingten Verluste kaum kompensieren. Heute ist der Dornhai in deutschen Gewässern vom Aussterben bedroht. Er wird kaum länger als 1,5 Meter und ernährt sich vor allem von Fischen. Namensgebendes Merkmal ist ein spitzer Dorn an beiden Rückenflossen.

    Ein Dornhai: Namensgebendes Merkmal ist ein spitzer Dorn an beiden Rückenflossen.

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    Kleingefleckter Katzenhai: Der Hai-Winzling

    Aktuell ungefährdet ist der kleinste heimische Hai: Der Kleingefleckte Katzenhai (Scyliorhinus canicula) wird nur 60 bis 100 Zentimeter lang. Seinen Namen verdankt er seiner sandfarbenen, braungefleckten Haut und den katzenartigen Augen. Der nachtaktive Hai frisst vor allem kleine Weich- und Krebstiere. An seiner Schnauze hat er Elektrosensoren, mit denen er die Beute aufspürt. Seine charakteristischen hellbraunen Eikapseln werden häufig an den Nordseestrand gespült. Sie sind rund sechs Zentimeter lang und haben gekräuselte Fäden an den vier Ecken.

    Mit einer Länge von 60 bis 100 Zentimetern ist der Kleingefleckte Katzenhai der kleinste Hai der deutschen Nordsee.

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    Weißgefleckter Glatthai: Der Rätselhafte

    Lebt er nun dauerhaft in der deutschen Nordsee oder nicht? Nach Angaben der Roten Liste lässt sich das aufgrund der schlechten Datenlage nicht eindeutig beurteilen. Klar ist aber: Der Weißgefleckte Glatthai (Mustelus asterias) kommt im Ostatlantik und Mittelmeer vor. Auch er ist eine kleine Art, die nicht einmal 1,5 Meter lang wird. Das Weibchen bringt bis zu 15 Jungfische pro Wurf zur Welt, die bei ihrer Geburt bereits 30 Zentimeter lang sind. Der Weißgefleckte Glatthai ernährt sich vorrangig von Weich- und Schalentieren.

    Der Weißgefleckte Glatthai wird nicht einmal 1,5 Meter lang.

    Foto von By © Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1533219

    Gibt es Haie in der Ostsee?

    Nach Worten des Thünen-Instituts kommen Haie nur selten länger als einige Tage bis Wochen im Brackwasser der Ostsee vor. Sie sind dort grundsätzlich Irrgäste.

    Haie und andere Knorpelfische sind wegen ihrer Nierenfunktion und osmoregulatorischen Fähigkeiten, also der Art und Weise, den Wasser- und Salzgehalt im Körper konstant zu halten, kaum in der Lage, sich an wechselnde Salzkonzentrationen anzupassen. Deshalb besiedeln sie Brack- und Süßwasser nur in Ausnahmefällen.

    Woher kommt unsere Angst vor Haien?
    Einen Hai zu sehen, kann ziemlich beängstigend sein. Nicht ohne Grund: Haie gehören zu den mächtigsten Raubtieren des Ozeans. Und ja – sie greifen gelegentlich Menschen an, die in ihren Lebensraum eindringen. Rachsüchtige Menschenfresser sind sie jedoch nicht, auch wenn sie in Medien oft so dargestellt werden. Im Gegenteil: Schätzungsweise 100 Millionen Haie werden jedes Jahr von Menschen getötet, was eine Reihe von Arten an den Rand der Ausrottung brachte.
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