Tierisch menschlich: Kuriose Erkenntnisse aus der Tierforschung

In der Tierwelt findet sich eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, die den unseren extrem ähnlich sind. National Geographic hat spannende neue Forschungsergebnisse gesammelt – von Alkohol trinken bis Babysprache.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 21. Aug. 2023, 09:55 MESZ
Ein Delfin blickt direkt in eine Unterwasserkamera und sieht aus, als würde er lächeln.

Manche Tiere sind menschlicher als man glaubt. Neben Gefühlsregungen, die den unseren ähneln, verhalten sie sich auch hin und wieder fast wie Menschen.

Foto von CorinaDanielaObertas / Adobe Stock

Ob Masturbationenge FreundschaftenTräumen oder komplexe Unterhaltungen – viele Verhaltensweisen, von denen wir lange glaubten, dass sie beim Menschen einzigartig sind, legen auch Tiere an den Tag. 

Drei aktuelle Studien zeigen, wie ähnlich Tiere uns wirklich sind.

Fische stellen sich geordnet in einer Reihe an

An der Supermarktkasse, vor Konzerten oder am Flughafen: Wenig funktioniert in unserer Gesellschaft ohne das Prinzip des Schlangestehens. Laut einer neuen Studie eines französischen Forschungsteams halten sich auch Fische an diese Regel – vor allem in Gefahrensituationen. 

Für ihre Untersuchung beobachteten die Forschenden einen Schwarm Neonsalmler, einen Süßwasserfisch aus dem oberen Amazonasbecken. Dabei analysierten sie das Verhalten des Schwarms, der aus 30 Tieren bestand, in Situationen, in denen eine enge Öffnung passiert werden muss. Das Resultat: Kommt es zu einer Evakuierung, bilden die Fische eine Schlange, um hintereinander durch die Öffnung zu schwimmen. Dabei berührten sich die Fische nie – egal wie groß die Öffnung, durch die sie schwimmen mussten, war.

Unzählige Fische schwimmen in einer Reihe hintereinander her.

In Situationen, in denen viele Fische durch eine enge Öffnung gelangen müssen, stellen sie sich hintereinander so geordnet an, dass wir Menschen wohl noch einiges von ihnen lernen könnten.

Foto von leonardogonzalez / Adobe Stock

„Fischschwärme zeigen, dass eine Gruppe von Individuen durch die Einhaltung sozialer Regeln selbst in Notsituationen ohne Verstopfung evakuiert werden kann“, so die Forschenden. Aus diesem tierischen Verhalten könnten auch wir Menschen noch viel lernen.

Delfine: Babysprache mit dem Nachwuchs

Kürzere Sätze, eine höhere Stimme, eine sanftere Intonation – wenn menschliche Eltern mit ihren Babys sprechen, ändert sich oft ihre Art zu sprechen. Dieses Phänomen der Babysprache existiert nach neuesten Erkenntnissen möglicherweise auch in der Tierwelt. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass einige Affenarten in Gegenwart ihrer Jungen andere Laute produzieren als in Gegenwart anderer Erwachsener. Die aktuelle Studie eines internationalen Forschungsteams hat dieses Phänomen nun auch eindeutig bei Großen Tümmlern nachweisen können. 

Für seine Studie untersuchte das Team um Verhaltensbiologin Laela Sayigh von der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts, USA, Aufzeichnungen von 19 weiblichen Großen Tümmlern, die über einen Zeitraum von 34 Jahren aufgenommen wurden. Das Ergebnis: In der Nähe ihres Nachwuchses weisen die charakteristischen Pfeiflaute von Delfinmüttern eine größere Bandbreite an Frequenzen auf: die hohen Töne werden höher, die tiefen Töne tiefer. Sie „sprechen“ in Gegenwart ihrer Kinder also anders.

„Die auf das Kind gerichtete Kommunikation könnte bei Großen Tümmlern die Funktion haben, bei den Kälbern die Aufmerksamkeit, die Bindung und das vokale Lernen zu fördern, so wie es auch bei menschlichen Kindern der Fall ist“, heißt es in der Studie. Allerdings müsse man mögliche Variablen wie stimmliche Veränderungen durch die Produktion von Muttermilch beachten und weitere Studien anstellen, um das Phänomen eindeutig zu belegen.

Kolibris trinken regelmäßig Alkohol

Auch der Konsum von Drogen und Alkohol ist eine Verhaltensweise, von der wir oft glauben, dass sie rein menschlich ist. Dabei gibt es bereits mehrere Beobachtungen, die zeigen, dass sich auch Tiere auf verschiedenste Weise in eine Art Rauschzustand versetzen. Darunter beispielsweise Rentiere in Skandinavien, die Magic Mushrooms fressen, oder Affen, die sich schnell drehen, um ein High zu spüren

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    Auch Alkohol wird in der Tierwelt konsumiert. Eine aktuelle Studie der University of California in Berkeley, USA, konnte nachweisen, dass Kolibris mit dem Nektar, den sie konsumieren, regelmäßig auch kleine Mengen Ethanol trinken. Das passiert vermutlich immer dann, wenn der Nektar in einer Blüte mit einem Pilz in Verbindung kommt, der einen Teil des im Nektar enthaltenen Zuckers in Alkohol verwandelt. 

    Um herauszufinden, an welchen Alkoholgehalt die Kolibris gewöhnt sind, gab das Forschungsteam im Rahmen seiner Studie Kolibris, die sonst Nektar zu sich nehmen, mit Alkohol versetztes Zuckerwasser zu trinken. Dabei kam heraus: Enthält das Wasser bis zu einem Prozent Alkohol, trinken die Vögel es gerne, ab 1,5 Prozent lässt die Nachfrage nach. Daraus schloss das Team: Die Vögel sind an einen Alkoholgehalt von etwa einem bis 1,5 Prozent gewöhnt. 

    Betrunken werden die Kolibris durch ihren Konsum allerdings nicht. „Die Vögel verbrennen den Alkohol und bauen ihn dadurch schnell ab. Das gleiche gilt für den Zucker“, sagt Robert Dudley, Biologe und Mitautor der Studie.Sie sehen also wahrscheinlich keine wirkliche Wirkung.“

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