Streit um Deutschlands Raubtiere: Sollte die Fuchsjagd verboten werden?

Nur Rehe und Wildschweine werden in Deutschland häufiger geschossen als Füchse. Doch die Fuchsjagd ist umstrittener denn je. Die Argumente von Befürwortern und Gegnern

Von National Geographic
Veröffentlicht am 2. Okt. 2023, 09:53 MESZ
Cleverer Jäger, aber selbst im Visier der Jägerschaft: der Fuchs.

Cleverer Jäger, aber selbst im Visier der Jägerschaft: der Fuchs.

Foto von Adobe Stock

Weit über 400.000 Füchse werden in Deutschland jährlich von Jägerinnen und Jägern getötet. Damit ist der Fuchs nach Reh und Wildschwein das am häufigsten erlegte Wildtier. Jäger dürfen ihm ganzjährig nachstellen, sofern die Elterntiere keine Jungen aufziehen.

Warum aber wird der Fuchs überhaupt bejagt? Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, ein Tier ohne vernünftigen Grund zu töten. Fleisch und Fell werden aber so gut wie nicht verwertet. Es muss offenbar andere Argumente geben, die für eine Bejagung sprechen. 

Seit Jahren sinkt die Zahl der Feldvögel in Deutschland. Schuld ist vor allem die fortschreitende Lebensraumzerstörung. Intensive Landwirtschaft und Siedlungsbau machen vielen Tieren das Leben schwer. Hochspezialisierte Arten wie Uferschnepfe, Großer Brachvogel oder Kiebitz leiden besonders darunter. 

 

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Fuchsjagd: Pro und Kontra

Befürworter halten die Fuchsjagd für wichtig, um solche Tierarten zu schützen. Der Deutsche Jagdverband (DJV) verweist auf ein Vogelschutzprojekt im Bremer Blockland. Dort würden Vogelkundler, Bauern und Jäger zusammenarbeiten, um seltenen Wiesenvögeln zu helfen. 

Die Fuchsjagd sei hierbei ein wichtiges Puzzleteil. Beobachtungen an Kiebitznestern hätten gezeigt, dass rund die Hälfte der Gelege von Füchsen oder invasiven Raubtieren wie Waschbär oder Marderhund gefressen werden. Die Natur könne sich in der modernen Kulturlandschaft nicht mehr selbst regulieren. 

„Neben der Verbesserung von Lebensräumen ist die Jagd auf Raubsäuger deshalb eine wichtige Stellschraube, um bedrohten Arten zu helfen“, erklärt der DJV. Das zeige auch das Projekt im Bremer Blockland. Seit der Fuchs dort gezielt mit Fallen bejagt werde, sei die Zahl der Vögel um 60 Prozent gestiegen. „Um Wiesenvögel zu schützen, brauchen wir Vogelschutz, Landwirtschaft und Jagd zusammen“, sagt Projektkoordinator Marcus Henke von der Landesjägerschaft Bremen.

Galerie: Großstadt-Wildnis

BELIEBT

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    Artenschutz oder Tierquälerei? 

    Jagdgegner sehen das anders. Sie bestreiten, dass sich die Fuchsdichte über die Jagd überhaupt verringern lässt. Je mehr Füchse durch die Jagd stürben, desto stärker steige die Geburtenrate. Außerdem würden Tiere vermehrt aus benachbarten Gebieten zuwandern, um verwaiste Reviere neu zu besetzen. Ließe man die Tiere dagegen in Ruhe, würde sich der Bestand von selbst regulieren.

    Alles in allem gebe es „keine belastbaren Argumente für die Fuchsjagd“, so das Aktionsbündnis Fuchs, dem sich verschiedene Tierschutzorganisationen, Umweltverbände und private Unterstützer angeschlossen haben. 

    Die Jagdkritiker beziehen sich hierbei auch auf Erfahrungen aus Luxemburg. Obwohl die Fuchsjagd dort seit 2015 verboten ist, sei die Population weitgehend konstant geblieben. Das Aktionsbündnis hält die Fuchsjagd deshalb für sinnlose Tierquälerei. Ein Verbot sei längst überfällig.

    Schlaue Füchse im Großstadtdschungel

    Die Diskussion ist verfahren. Jagdbefürworter und Gegner werfen sich gegenseitig Desinformation vor und berufen sich dabei auf unterschiedliche Studien. 

    Der Fuchs selbst kommt grundsätzlich gut mit menschlicher Nähe klar. In Deutschland ist er nahezu überall zu Hause. Er streift durch Wälder, Wiesen und sogar durch menschliche Siedlungen. Als hochflexibler Allesfresser lebt er sogar in Millionenstädten wie Berlin. Ganz schön schlau: Zumindest im Großstadtdschungel ist er vor Jägerinnen und Jägern sicher.

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