Deutschland hat ein neues Raubtier: Nachwuchs von Goldschakal in zwei Bundesländern

Der wolfsähnliche Goldschakal breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Inzwischen gibt es bestätigte Würfe im Norden und Süden des Landes.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 9. Nov. 2022, 11:35 MEZ
Ein Goldschakal auf einem Feld

Scheuer Einwanderer aus südlichen Gefilden: Der Goldschakal fühlt sich inzwischen auch in Deutschland wohl.

Foto von Adobe Stock

Er ist größer als ein Fuchs, aber kleiner als ein Wolf. Dennoch: Mit seinem rötlich-grauen Fell und der weißlichen Schnauze kann der Goldschakal auf den ersten Blick mit seinen Verwandten verwechselt werden. Dass es künftig häufiger zu Begegnungen mit dem scheuen Raubtier kommt, ist ziemlich sicher. Heimlich, still und leise erweitert Canis aureus sein ursprünglich südliches Verbreitungsgebiet nach Norden.

Zunächst waren es einzelne Sichtungen. Das erste Tier wurde 1997 in Brandenburg beobachtet. Bis 2020 gab es bereits 25 Nachweise aus nahezu allen Bundesländern. Wahrscheinlich handelte es sich um Streuner aus dem südöstlichen Europa. Inzwischen scheint sich der Wolfsverwandte auch in Deutschland pudelwohl zu fühlen. Denn es gibt Nachwuchs.

Goldschakal-Welpen in Niedersachen und Baden-Württemberg

Nachweislich drei Welpen kamen in diesem Jahr im niedersächsischen Landkreis Uelzen zur Welt. In Baden-Württemberg hat sich der Goldschakal sogar schon etwas länger fest angesiedelt. Den ersten bestätigten Wurf gab es dort im vergangenen Jahr im Schwarzwald-Baar-Kreis. Jetzt hat das gleiche Goldschakal-Pärchen dort erneut Junge zur Welt gebracht. Mindestens vier Welpen tappten in die Fotofalle.

„Deutschland hat eine neue Tierart“, sagt Jörg Tillmann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Wie viele Goldschakale mittlerweile bei uns heimisch sind, sei schwer zu sagen. Die nachtaktiven Tiere leben versteckt. Tillmann geht aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl weit über den bisherigen Beobachtungen liegt: „Es werden immer mehr – allein durch das Reproduktionsgeschehen.“

BELIEBT

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    Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Goldschakals erstreckt sich von Nordafrika und Südosteuropa bis nach Ostasien. Doch längst ist er europaweit auf dem Vormarsch. Tillmann spricht von einer Gesamtpopulation zwischen 70.000 und 117.000 Exemplaren in 19 Ländern Europas.

    Goldschakal: Wenig wählerischer Allesfresser

    „Der Klimawandel ist ein Grund für die Ausbreitung“, erklärt er. Schneearme Winter, heiße Sommer: Für den Goldschakal seien das gute Bedingungen. Zumal der bis zu 50 Zentimeter große und maximal 15 Kilo schwere Wildhund nicht besonders anspruchsvoll ist. Als flexibler Generalist nutzt er viele Lebensräume: von Halbwüsten über Steppen und Wälder bis hin Agrarlandschaften und Feuchtgebieten.

    Ebenso wenig wählerisch ist er bei seiner Nahrung. Neben kleinen Säugetieren wie etwa Mäusen verschlingt der anpassungsfähige Allesfresser gern Insekten, Amphibien, Fische und Aas. Auch vor vegetarischer Kost wie Beeren oder Mais macht der Goldschakal nicht Halt. Für den Menschen ist er nicht gefährlich.

    Eines jedoch ist klar: Sollte sich der Räuber hierzulande fest etablieren, verändert er das heimische Ökosystem. Bislang sei noch wenig über die Aktivitäten des Wolfschakals in Deutschland bekannt, sagt Tilmann. Deshalb solle er wie auch der Wolf aktiv über ein umfangreiches Monitoring erfasst werden. „Auf dieser Grundlage kann dann ein exakter Managementplan erarbeitet werden.“

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