Wolf, Luchs und ein mysteriöser Neubürger: Hier leben Deutschlands größte Raubtiere

Erfolg für den Artenschutz: Viele Raubtiere in Deutschland sind wieder auf dem Vormarsch. Wir stellen die fünf Größten vor – darunter ein wenig bekannter Koloss und ein geheimnisvoller Einwanderer.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 4. Juli 2023, 09:53 MESZ
Flexibler Generalist: Der Goldschakal nutzt eine Vielzahl an Lebensräumen. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordafrika ...

Flexibler Generalist: Der Goldschakal nutzt eine Vielzahl an Lebensräumen. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordafrika und Südosteuropa bis nach Ostasien.

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Die fünf größten Raubtiere in Deutschland

1. Die Kegelrobbe: Deutschlands größtes Raubtier

2,5 Meter lang und über 200 Kilo schwer: Die Kegelrobbe ist Deutschlands größtes Raubtier – noch vor dem Wolf. Dabei haben viele Menschen vermutlich noch nie von dem Koloss gehört. Kegelrobben leben in der deutschen Nord- und Ostsee. Als Nahrungskonkurrentin war sie vielen Fischern lange ein Dorn im Auge. Jahrhundertelang wurde sie erbittert verfolgt. Mittlerweile gibt es wieder etwa 6.500 Exemplare im deutschen Wattenmeer und vor Helgoland. An ihren Rast- und Wurfplätzen – etwa auf der Kachelotplate bei Juist, am Jungnamensand bei Amrum oder an der Helgoländer Düne – lassen sich die Tiere auch vom Land aus gut beobachten. 

Eine eigenständige Unterart ist die Ostsee-Kegelrobbe. Sie galt hierzulande bereits als ausgestorben. Doch dank strenger Schutzmaßnahmen erobert sie sich wieder ihr Terrain zurück. Im Greifswalder Bodden zwischen der Insel Rügen und dem südlichen Festland kann man sie ganzjährig beobachten. Fachleute gehen davon aus, dass derzeit wieder bis zu 80 Ostsee-Kegelrobben vor Mecklenburg-Vorpommern leben.

Kegelrobben auf einem Findling vor der Insel Greifswalder Oie. Dort kann man die Meeressäuger inzwischen ganzjährig antreffen.
Foto von Linda Westphal

2. Der Wolf: Deutschlands größtes Landraubtier

Der Wolf ist das größte Raubtier aus der Familie der Hunde. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 1,5 Metern bei einer Schulterhöhe von 90 Zentimetern. Sein atemberaubendes Comeback in Deutschland begann im Frühjahr 2000 im Nordosten von Sachsen: Erstmals seit gut 150 Jahren hatten wilde Wolfswelpen das Licht der Welt auf deutschem Boden erblickt. Seitdem werden es immer mehr. Aktuell sind 161 bestätigte Rudel, 44 Paare und 21 Einzeltiere in Deutschland bekannt. 

Die meisten Wölfe leben in Brandenburg. Im Monitoring-Jahr 2021/22 wurden dort 47 Rudel und 14 Paare gezählt wurden. Dahinter folgen Niedersachsen (34 Rudel), Sachsen (31) und Sachsen-Anhalt (24). Sogar im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind zwei Rudel unterwegs. 

Unter einem Wolfsrudel versteht man eine Familie aus zwei Elterntieren und ihrem Nachwuchs. Dazu zählen die aktuellen Welpen und die Jungtiere aus dem Vorjahr. Das sich Deutschlands größtes Landraubtier allerdings ungebremst weiterverbreitet, gilt als ausgeschlossen. Wolfsrudel beanspruchen riesige Reviere von rund 250 Quadratkilometern

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    Wolfswelpen in Deutschland

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    3. Der Luchs: Deutschlands größte Raubkatze

    Deutschlands größte Raubkatze wurde jahrhundertelang systematisch verfolgt. Heute leben schätzungsweise wieder 125 bis 135 erwachsene Luchse und etwa 60 Jungtiere in Deutschland. Laut Bundesamt für Naturschutz kommt der Luchs hierzulande aktuell in drei Populationen vor. Das größte besiedelte Gebiet erstreckt sich vom Harz über die Weser bis nach Nordhessen. Weitere Luchse leben in Ostbayern im Bayerischen und Oberpfälzer Wald. Eine dritte Population hat sich in Rheinland-Pfalz aus dem 2016 gestarteten Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald entwickelt. 

    Nur wenige Gebiete eignen sich zur Wiederansiedlung der bis zu 120 Zentimeter langen und rund 70 Zentimeter großen Katze. Dazu fehlen große, zusammenhängende Wälder. Siedlungen und Straßen zerschneiden viele an sich geeignete Lebensräume. Sind einzelne Luchspopulationen aber strikt voneinander isoliert, drohen Inzucht und genetische Verarmung. Außerdem sterben immer wieder Luchse im Straßenverkehr oder fallen der Wilderei zum Opfer.

    Luchsnachwuchs. Das dichte Verkehrsnetz erschwert die Wiederansiedlung der scheuen Katzen.

    Foto von AdobeStock

    4. Der Goldschakal: Deutschlands neues Raubtier

    Er ist größer als ein Fuchs, aber kleiner als ein Wolf. Mit seinem rötlich-grauen Fell und der weißlichen Schnauze kann der Goldschakal schnell mit seinen Verwandten verwechselt werden. Und es ist ziemlich sicher, dass es künftig häufiger zu Verwechslungen kommt. Denn der aus dem südöstlichen Europa stammende Goldschakal ist inzwischen auch bei uns heimisch. Das erste Tier wurde 1997 in Brandenburg beobachtet. Bis 2020 waren es bereits 25 Sichtungen in fast allen Bundesländern. Und seit 2022 gibt es sogar Nachwuchs im Norden und Süden des Landes. 

    Wie viele Goldschakale tatsächlich in Deutschland leben, ist schwer zu sagen. Die nachtaktiven Tiere sind sehr scheu. Dass sie sich aber weiter ausbreiten, ist recht wahrscheinlich. Als flexibler Generalist nutzt der Goldschakal viele Lebensräume: von Steppen und Wäldern bis hin Agrarlandschaften und Feuchtgebieten. Ebenso wenig wählerisch ist der bis zu 50 Zentimeter große und circa 90 Zentimeter lange Wildhund bei seiner Nahrung. Neben Mäusen und anderen kleinen Säugern verschlingt er gern Insekten, Amphibien, Fische und Aas. Für den Menschen ist er nicht gefährlich.

    Scheuer Einwanderer aus südlichen Gefilden: Der Goldschakal fühlt sich inzwischen auch in Deutschland wohl.

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    5. Der Fuchs: Deutschlands häufigstes Raubtier 

    Mit einer Körperlänge von bis zu 75 Zentimetern und einer Höhe von etwa 40 Zentimetern ist der Rotfuchs das fünftgrößte Raubtier – dicht gefolgt von Waschbär und Marderhund, die als invasive Arten erst durch den Menschen nach Deutschland gekommen sind. Kein Raubtier der Welt ist so weit verbreitet: Rotfüchse leben nördlich des Polarkreises, in gemäßigten Breiten, aber auch in fast tropischen Gebieten.

    In Deutschland ist der Fuchs nahezu überall zu Hause. Er streift durch Wälder, Wiesen und sogar durch Siedlungen. Der anpassungsfähige Generalist kommt gut mit menschlicher Nähe klar. Selbst in Metropolen wie Berlin oder London sind Füchse heimisch geworden. Als Allesfresser sind sie auch beim Futter nicht wählerisch. Kein Wunder, dass der Rotfuchs Deutschlands häufigstes Raubtier ist. Wie viele der Wildhunde tatsächlich hier leben, ist ungewiss. Jahr für Jahr Jedes Jahr erlegen Jäger in Deutschland aber mehr als 400.000 Füchse. 

    Auf die Plätze, fertig, los: Rotfuchs bei der Mäusejagd

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