Wie geht es der Umwelt in Deutschland?

Hat sich die Natur während der Lockdown-Zeit erholt? Der „Umweltmonitor 2020“ zeichnet ein aktuelles Bild.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 26. Mai 2021, 13:19 MESZ
Niedrigwasser am Rhein in Köln im Dürrejahr 2018. Im Hintergrund der Dom

Der Rhein in Köln im Dürrejahr 2018 

Foto von Shutterstock

Die Pandemie hat nicht nur unser Leben entschleunigt. Sie hat auch der Natur etwas Ruhe verschafft. Zumindest in manchen Teilen der Welt. So konnten Forscher beobachten, dass die geringere Lärmbelastung in den Gewässern der kalifornischen Monterey Bay den Stress bei Walen reduziert hat. Schnellboote, Jachten und Waltourismus-Schiffe blieben in den Häfen. Geschlossene Restaurants und Docks nahmen der kommerziellen Fischerei den Wind aus den Segeln.

Der Lockdown als Segen? Zwar gingen Luft- und Gewässerverschmutzung sowie der CO2-Ausstoß in weiten Teilen der Welt zurück. Doch nicht zuletzt in Entwicklungs- und Schwellenländern häuften sich die Umweltzerstörungen. Laut WWF schnellte etwa die Tropenwaldzerstörung im März 2020 im Vergleich zu den Vorjahren um 150 Prozent in die Höhe. Und bei uns leiden Wald und Wiesen unter den gestiegenen Besucherzahlen.

Bessere Luft

Insgesamt zieht das Umweltbundesamt (UBA) im aktuellen „Umweltmonitor 2020“ für Deutschland eine gemischte Bilanz. Dazu hat die Behörde zentrale Themenfelder von Luft, Klima, Wasser, Landwirtschaft oder Verkehr abgebildet. Positiv stimmt die Entwicklung der Luftqualität. Sie hat sich nach Worten des UBA in den letzten Jahren stetig verbessert. Der Feinstaubgrenzwert etwa sei 2020 wiederholt unterschritten worden. Allerdings sieht das Amt die Grenzwerte als nicht ausreichend für den Schutz der Gesundheit an und empfiehlt eine Überarbeitung.

Fortschritte auch beim Klimaschutz: Die Emissionen sind gesunken. Das Minderungsziel für 2020 wurde erreicht – allerdings als Folgeeffekt der Pandemie. Also doch nur ein Strohfeuer? Das Umweltamt geht davon aus. Vor allem im Verkehr sei wieder mit steigenden Emissionen zu rechnen, wenn nach der Pandemie die Mobilität auf das Vorkrisenniveau ansteige. UBA-Präsident Dirk Messner unterstreicht: „Sich auf kurzfristigen Effekten auszuruhen, ist für die Bewältigung globaler Umweltkrisen keine gute Strategie. Natur und Atmosphäre erholen sich nicht kurzfristig.“

Galerie: 36 einmalige UNESCO-Welterbestätten in Deutschland

Dreckige Flüsse

Beispiel Gewässerschutz: Nur sieben Prozent der Flüsse seien in einem guten ökologischen Zustand. Die Belastung der Gewässer mit Nitrat liege seit Jahren bei etwa jeder sechsten Messstelle über dem Grenzwert. Als Hauptgrund nennt das UBA die Düngemittel der Landwirtschaft. Ob die seit Mai 2020 geltende neue Düngeverordnung das Dilemma entschärfe, müsse sich erst noch zeigen. Statt Bauern pauschale Flächenprämien über die EU-Agrarförderung zu zahlen, sollten ökologische Leistungen wie Gewässerrandstreifen und Biobewirtschaftung honoriert werden, empfiehlt das UBA. Mehr Ökolandbau verbessere auch die Gewässerqualität.

Grundsätzlich habe sich in Deutschland im Laufe der letzten zehn Jahre die Artenvielfalt verringert und die Landschaftsqualität verschlechtert – und das unabhängig von den aktuellen Waldschäden in weiten Teilen des Landes. Als wichtigste Ursachen nennt der Umweltmonitor „eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft, Versiegelung von Flächen“ sowie Stoffeinträge wie beispielsweise Pestizide. Insgesamt seien 68 Prozent der Fläche sogenannter empfindlicher Ökosysteme durch zu hohe Stickstoffeinträge bedroht.

Corona als Chance

„Kurzfristige Verbesserungen wie zum Beispiel gesunkene Treibhausgasemissionen dürfen nicht vergessen lassen, dass es noch erheblichen Handlungsbedarf im Umweltschutz gibt“, bilanziert Messner. Wichtig sei es jetzt, ökologisch verträgliche und richtungsweisende Entwicklungen anzustoßen. „Die Krise eröffnet auch eine Chance für einen ökologischen Umbau.“

loading

Nat Geo Entdecken

  • Tiere
  • Umwelt
  • Geschichte und Kultur
  • Wissenschaft
  • Reise und Abenteuer
  • Fotografie
  • Video

Über uns

Abonnement

  • Magazin-Abo
  • TV-Abo
  • Bücher
  • Disney+

Folgen Sie uns

Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved