Ein neues Zuhause für Insekten: 64 deutsche Golfplätze werden biodivers

Viele Grünflächen, wenig los – Deutschlands Golfanlagen laden nur selten Fluginsekten oder Vögel zum Verweilen ein. Das soll sich nun ändern: Ein Projekt des Deutschen Golfverbands will die Artenvielfalt fördern und dabei alle involvieren.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 11. Aug. 2023, 15:48 MESZ
Ein Golfplatz von oben mit zwei Sandflächen und viel Grün.

Obwohl es auf Golfplätzen von Grünflächen nur so wimmelt, halten sich hier wenig Insekten auf. Die Anlagen sollen artenreicher werden, findet der Deutsche Golfverband und startet in Kooperation mit vier Universitäten ein neues Umweltprojekt. 

Foto von coloradohiker / Unsplash

Ob Schmetterlinge, Wildbienen oder Motten – den europäischen Fluginsekten geht es in den letzten Jahrzehnten an den Kragen. Laut einer deutschen Studie aus dem Jahr 2017 reduziert sich ihre Anzahl rasant: Binnen 27 Jahren sei die Biomasse, also die Gesamtanzahl der Tiere, um etwa drei Viertel zurückgegangen. 

Eine regelrechte Biodiversitätskrise mit großen Nachteilen für Pflanzen, die auf Fremdbestäubung angewiesen sind. Die Konsequenz: Ökosysteme werden geschwächt und Ökosystemdienstleistungen wie die Klimaregulierung nehmen ab. Schuld an der Misere sind laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) unter anderem Überdüngungnaturfeindliche Gärten und die vielen versiegelten Flächen. 

Doch es gibt Hoffnung – vor allem auf den unversiegelten Flächen. Zukünftig soll dabei eine besondere Grünanlage im Fokus stehen: der Golfplatz. Die Sportanlagen sollen nicht nur ästhetisch aussehen, sondern bald auch zu einem neuen Zuhause für Fluginsekten und Vögel werden. Dazu startete der Deutsche Golfverband (DGV) in Kooperation mit vier deutschen Universitäten ein groß angelegtes Umweltprojekt namens GolfBiodivers, an dem 64 Golfplätze aus neun deutschen Bundesländern beteiligt sind – von Schleswig-Holstein bis Bayern. Das Ziel: insektenfreundliche Golfplätze und Umweltbildung für alle. 

Ein Bausatz für Biodiversität

Das Projekt, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit 2,7 Millionen Euro gefördert wird, erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs Jahren. Bisher seien viele deutsche Golfplätze zwar etwas fürs Auge, aber trotz der vielen Hektar Grünfläche nichts für Insekten. „Auf vielen Anlagen [überwiegen] artenarme Graseinsaaten, triviale Gehölzbestände und Zierpflanzenbeete, die nur wenige Bestäuber und andere Nützlinge anziehen“, erklärt das BfN in der Projektbeschreibung

Das soll sich nun ändern: Durch gezielte Maßnahmen will der DGV in Kooperation mit den Projektpartnern die Biodiversität der Golfplätze fördern. Nach Landschaftsanalysen von zunächst 32 Plätzen, soll ein „Biodiversitätsbausatz“ auf den Flächen installiert werden. Dieser besteht aus aufgewerteten Flachlandmähwiesen, Blühstreifen, Säumen und Gebüschen, die wiederum Heuschrecken, Tagfalter, Wildbienen, Vögel und Fledermäuse anziehen sollen. 

Alle können die Umwelt schützen

Wie gut das funktioniert, wollen die Projektparteien künftig gemeinsam mit den Golfclubmitgliedern untersuchen. Das Projekt soll alle inkludieren – und zur Umweltbildung beitragen. Dazu gibt es unter anderem Schulungen für das Golfplatzpersonal und Workshops für Schulklassen. Die Ergebnisse der ersten 32 Anlagen sollen schließlich auch auf die andere Hälfte der Golfplätze übertragen werden.

Das Projekt zum Schutz der Biodiversität soll im besten Fall kein Einzelfall bleiben: Der DGV will ein Zeichen setzen und Nachahmer*innen finden. Die Ergebnisse sollen „bundesweit in die Breite getragen und verstetigt werden“, so der Verband. 

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