Amazonas des Nordens: Neues Leben im Naturparadies Peenetal

Das Peenetal im Nordosten Mecklenburgs zählt zu den artenreichsten Biotopen in Deutschland. Umweltschützer wollen wertvolle Moorlandschaften wiederbeleben.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 12. Dez. 2023, 09:43 MEZ
Ein Fischotter am Wasser blickt in die Kamera.

Das Peenetal ist bekannt für seine vielen Fischotter.

Foto von byrdyak / Adobe Stock

Wer im zeitigen Frühjahr durchs Peenetal wandert, könnte den Eindruck gewinnen, dass dort Ziegen durch die Luft fliegen. Tatsächlich ist es ein kleiner Watvogel, der hier im Nordosten Mecklenburgs so meckert. Beim Balzflug erzeugt die Bekassine das wummernde Geräusch, indem die Schwanzfedern im Wind vibrieren. 

Im sumpfigen Peenetal kann man die „Himmelsziege“, wie die kleine Schnepfe mit dem langen Schnabel auch genannt wird, noch relativ häufig hören. In Gesamtdeutschland dagegen steht sie vor dem Aussterben. Seit 1980 ist ihr Bestand um mehr als 80 Prozent geschrumpft. Die Bekassine brütet in Feuchtwiesen, Mooren und Sümpfen. Doch die gibt es hierzulande kaum noch. Sie wurden größtenteils trockengelegt, um die Böden für Landwirtschaft und Siedlungsbau nutzbar zu machen.

Umso wichtiger, dass die verbliebenen Lebensräume geschützt werden – und sich vielleicht sogar künftig wieder erholen können. Das Peenetal spielt dabei eine wichtige Rolle. Wegen seiner Artenvielfalt ist es auch als „Amazonas des Nordens“ bekannt. Mit einer Gesamtfläche von 45.000 Hektar zählt es zu den größten Niedermoorgebieten in Mitteleuropa. Das entspricht 63.000 Fußballfeldern.

Die Bekassine gehört zu den Schnepfen. Sie ist in Deutschland vom Aussterben bedroht.

Foto von AlexandruPh / Adobe Stock

Umweltschutz im Peenetal: „Tausche Acker gegen Feuchtwiese“

Kaum ein Flusstal in Deutschland ist so ursprünglich wie die wasserreiche Region nahe der Ostseeinsel Usedom. Das Peenetal ist eines der bedeutendsten Biotope in Deutschland. Allein 160 Vogelarten leben dort – neben bedrohten Watvögeln unter anderem auch See- und Schreiadler. Biber, Fischotter und viele weitere Arten haben dort ein Refugium gefunden. Und die Natur soll weiter wachsen. 

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) will im Peenetal nach eigenen Worten „ein riesiges Vogelparadies“ schaffen. Derzeit hat die Nabu-Stiftung Nationales Naturwerbe dort über 1.300 Hektar Land in pflegender Obhut. „Durch Kauf erweitern wir diesen Bestand Stück für Stück“, sagt Nabu-Präsident Andreas Krüger. In diesem Jahr hat die Stiftung dazu mehr als 29 Hektar Land rund um die Ortschaft Quilow erworben, unter anderem mithilfe von Spendengeldern. Meist sind das Äcker, die der Nabu bei Landwirten gegen Moorwiesen eintauschen will. 

Auf diese Weise sollen zusammenhängende Naturräume entstehen. Bislang gleicht das Nabu-Terrain im Peenetal einem unvollständigen Mosaik. Naturnahe Niedermoorwiesen grenzen zum Beispiel an konventionell genutzte Felder. 

Galerie: Naturparadies Peenetal

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    Neue Moorwiesen sollen entstehen

    Warum dann aber nicht direkt weitere Wiesen kaufen, sondern Äcker? Laut Nabu wird Land nur selten zum Kauf angeboten. Es werde aber gern getauscht. So könnten Bauern Ackerflächen bekommen, die für sie interessant seien – und im Gegenzug Grünland abgeben, das ihnen wenig Ertrag bringe. Gerade solche Flächen seien sehr wertvoll für den Vogelschutz.

    „Sobald eine große geschlossene Fläche in Stiftungsbesitz ist, wollen wir überall komplett den Grundwasserspiegel anheben, so dass alle Böden wieder richtig nass werden“, erklärt Krüger. Dazu werden zum Beispiel Entwässerungsgräben zugeschüttet, damit das Wasser in den Wiesen bleibt. 

    Krüger: „Damit machen wir einen Riesensprung zu einem herrlichen, sicheren Vogelparadies, wo auch in Zukunft die Bekassinen im Wasser stehen und im Schlamm nach Würmern stochern.“

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