Das Koffein-Dilemma: Macht Kaffee müde?

Nicht immer wirken Kaffee, Tee oder Cola anregend. Manche Menschen fühlen sich danach noch matter. Das kann verschiedene Gründe haben.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 22. Apr. 2024, 08:55 MESZ
Eine Frau schläft sitzend vor dem Computer. Davor eine volle Tasse Kaffee.

Ausgerechnet nach viel Kaffee fühlen sich manche Menschen wie ausgeknockt.

Foto von Shutter2U / Adobe Stock

167 Liter Kaffee trinkt jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich im Jahr. Das hat der Deutsche Kaffeeverband errechnet. Immerhin zwei bis drei Becher sind das pro Person und Tag. Nachbarländer wie Österreich, Niederlande oder Luxemburg konsumieren sogar noch mehr.

Viele Menschen genießen ihren Kaffee nicht nur, weil er ihnen schmeckt, sondern weil er belebt. „Ich brauch erst mal einen Kaffee“, lautet vermutlich einer der häufigsten Sätze bei der Arbeit. 

Wie viele Koffein hat eine Tasse Kaffee? 

Laut Kaffeeverband enthält eine Tasse Filterkaffee (150 ml) zwischen 50 und 100 mg Koffein. Zum Vergleich: Schwarzer Tee und Cola bringen es auf maximal 60 mg der psychoaktiven Substanz. Auch Energydrinks haben meist weniger Koffein als Kaffee.

Doch warum macht uns Koffein munter? Und weshalb klagen manche Menschen darüber, dass zu viel Kaffee schläfrig macht? Dazu muss man verstehen, wie Koffein im Körper wirkt.

Wie wirkt Koffein?

Wenn wir aktiv sind, verbrauchen wir jede Menge Energie. Für die Energieübertragung zwischen den Zellen ist das Molekül Adenosintriphosphat (ATP) zuständig. Bei der Freisetzung von Energie entsteht aus ATP unter anderem Adenosin.

Es dockt an bestimmte Zellrezeptoren an, hemmt die Gehirnaktivität und macht uns schläfrig. Das ist wichtig. Denn so signalisiert Adenosin dem Körper, dass er mithilfe des Schlafs neue Energie tanken soll.

Koffein ähnelt in seiner Struktur dem Adenosin. Deshalb kann es sich an dieselben Rezeptoren heften und somit das müde machende Adenosin blockieren. Auf diese Weise hält uns Koffein wach. 

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    Noch müder trotz Kaffee?

    Unterdessen geht die Adenosin-Produktion im Körper weiter. Sobald das Koffein abgebaut ist, übermannt uns das Adenosin oft mit voller Wucht. Dann fühlen wir uns unter Umständen noch müder als vor dem Kaffeekonsum.

    Hinzukommt: Wer sich mit Hilfe von Koffein künstlich wachhält, manipuliert die innere biologische Uhr. Das hält den Körper davon ab, sich auf natürliche Weise zu erholen. Der spätere Schlaf ist dann häufig unruhiger. Am nächsten Morgen fühlt man sich gerädert, trinkt noch mehr Kaffee und gerät so in einen Teufelskreislauf. 

    Kippt man regelmäßig große Mengen an Kaffee in sich hinein, läuft man außerdem Gefahr, eine Koffeintoleranz zu entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem eine britische Studie. Der Körper sorgt dafür, dass Koffein schneller abgebaut wird und bildet vermehrt Adenosinrezeptoren. Auf Dauer verliert der Kaffee so seine stimulierende Wirkung.

    Entzieht Kaffee dem Körper Wasser?

    Übermäßiger Kaffeegenuss kann einen weiteren unerwünschten Effekt haben: Kaffee entzieht dem Körper zwar keine Flüssigkeit, wie oft fälschlicherweise gesagt wird. Er wirkt aber in größeren Mengen harntreibend. Wer viel davon trinkt, muss also häufiger aufs Klo.

    Mangelt es unserem Körper aber an Wasser, weil wir keine zusätzliche Flüssigkeit zu uns nehmen, führt das schnell zu Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Fachleute sprechen dabei von Dehydration. Umstritten ist dagegen, ob zu viel Kaffee sich negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Auch dies könnte müde machen. 

    Fakt ist: Koffein hat eine aufputschende Wirkung. Übertreiben wir es aber mit dem Kaffeekonsum, kann sich der gewohnten Muntermacher-Effekt tatsächlich ins Gegenteil verkehren.

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