Flugangst überwinden: 13 Tipps gegen Aviophobie

Fast jeder dritte Mensch in Deutschland leidet im Flieger. Die Symptome einer Aviophobie treten manchmal schon Tage vorher auf. Was kann man gegen Flugangst tun?

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 13. März 2025, 08:42 MEZ
Flugangst: Eine Frau und ein Mann halten sich fest an den Händen, während sie im Flugzeugsitz ...

Wenn die Hände zittern und das Herz rast: Flugangst.

Foto von H_Ko / stock.adobe.com

Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen? Laut ADAC liegt sie bei 1 zu 58 Millionen. Eigentlich wissen wir es ja: Das Flugzeug ist eines der sichersten Verkehrsmittel. Und doch steigen viele Menschen nur widerwillig in den Flieger.

Einer YouGov-Umfrage zufolge leiden 28 Prozent der Erwachsenen in Deutschland unter Flugangst. Starten, Landen und Turbulenzen sorgen besonders häufig für Unbehagen. Sieben Prozent der befragten 1923 Personen gaben an, während des gesamten Fluges Angst zu haben.

Die Symptome sind vielfältig. Einige verspüren nur eine gewisse Anspannung. Bei anderen rast das Herz, die Hände zittern, der Magen schmerzt, eine Schweißattacke jagt die nächste. Bei manchen Menschen ist die Flugangst so stark ausgeprägt, dass sie regelrechte Todesangst empfinden und sich deshalb niemals freiwillig in ein Flugzeug setzen würden.

Wenn acht kleine Beine große Panik auslösen: Die Angst vor Spinnen zählt zu den häufigsten Phobien.

Wie entsteht eine Phobie?

„Angst an sich ist etwas Gutes und Sinnvolles“, sagt die Regensburger Psychotherapeutin Theresa Wechsler. „Sie schützt uns vor realen Gefahren.“ Werden unangenehme Gefühle aber so stark, dass daraus dauerhafte, irrationale und unverhältnismäßige Ängste entstehen, die sich nicht mehr regulieren lassen, beeinträchtigt dies das Leben der Betroffenen erheblich. „Dann sprechen wir von Phobien“, erklärt Wechsler.

Es gibt verschiedene Ursachen und Erklärungsansätze, warum Menschen eine Phobie entwickeln. Genetische Faktoren können eine Rolle spielen, unangenehme eigene Erfahrungen, aber auch intensiv erlebte Beobachtungen oder Erzählungen. Einige entwickeln schon in der Kindheit eine Phobie, weil ihre Eltern gewisse Ängste bewusst oder unbewusst vorleben. 

Laut Wechsler gibt es einen weiteren wichtigen Punkt: die Aufrechterhaltung der Angst durch Vermeidung. „Indem wir versuchen, bestimmte Situationen oder Objekte zu vermeiden oder daraus zu flüchten, anstatt uns mit ihnen rational auseinanderzusetzen, riskieren wir, dass sich die Angst stabilisiert und schließlich chronisch wird.“

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    Flugangst: Panik vor Kontrollverlust 

    Bei extremer Flugangst oder Aviophobie kommt oft die Angst vor einem Kontrollverlust dazu. Die Betroffenen können ihr „Schicksal“ nicht einfach in die Hände eines anderen Menschen – des Piloten – legen. In Verbindung mit Höhen- oder Platzangst verfallen sie dann schlimmstenfalls in regelrechte Panik.

    Wechsler rät Menschen, die unter Phobie leiden, zu einer professionellen Therapie. Hier bietet sich zum Beispiel eine Konfrontationstherapie (Expositionstherapie) an. Unter therapeutischer Anleitung und Begleitung lernen die Betroffenen dann Schritt für Schritt, ihre Ängste abzubauen, indem sie sich ihnen stellen. 

    „Bei einer krankheitswertig ausgeprägten Phobie übernimmt die Krankenversicherung die Kosten“, erklärt Wechsler. Krankheitswertig heißt hier: Für eine Kostenübernahme braucht es eine aussagekräftige Diagnose.

     

    Checkliste: 13 Tipps gegen Flugangst

    Helfen Beruhigungsmittel gegen Flugangst? Fachleute raten zur Vorsicht. Medikamente unterdrücken die Symptome, lösen aber nicht das tieferliegende Problem. Manche Beruhigungsmittel bergen zudem ein Suchtrisiko. 

    Besser ist es also, das Problem aktiv in den Griff zu bekommen – zum Beispiel mit mentaler Vorbereitung und gezielten Entspannungsstrategien. Sofern keine therapiebedürftige Angststörung besteht, können schon praktische Tipps gegen Flugangst helfen.

    Vor dem Flug

    • Positives Bewusstsein schaffen: Angst ist nicht gleich Gefahr. Auch mit Flugangst bleibt das Fliegen sicher.
    • Dabei hilft es, sich konkret über die äußerst geringe Unfallwahrscheinlichkeit zu informieren.
    • Atemübungen, Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder andere Entspannungstechniken üben.
    • Gute Gedanken verstärken: Den Fokus auf das Angenehme richten, zum Beispiel auf den anstehenden Urlaub.
    • Wenn möglich, mit einer vertrauten Person reisen.
    • Frühzeitig zum Flughafen aufbrechen, um zusätzlichen Stress zu vermeiden.

    An Bord 

    • Geübte Entspannungstechniken einsetzen.
    • Sich mit Lesen, Musik oder dem Bord-Entertainment beschäftigen.
    • Mit Mitreisenden oder dem Flugpersonal sprechen, um sich abzulenken.
    • Eigene Ängste nicht verstecken. Im Zweifelsfall das Bordpersonal informieren, um Unterstützung zu bekommen.
    • Einen Sitzplatz in der Nähe der Tragflächen wählen, um weniger Turbulenzen zu spüren.
    • Keinen Alkohol trinken. Er kann das Gefühl von Kontrollverlust verstärken.

    Nach dem Flug

    • Jeden bewältigten Flug als Fortschritt feiern – und damit bewusst als Erfolg verbuchen.

     

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