Von den Bergen bis ans Meer: 5 nachhaltige Reiseziele in Deutschland

Bei einer Bergwanderung den alpinen Naturschutz unterstützen und beim autofreien Urlaub auf der Insel Emissionen sparen: 5 Regionen in Deutschland für eine klima- und umweltfreundliche Reise.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 16. Apr. 2024, 09:48 MESZ
Wandernde Person auf einem grün bewachsenen Bergkamm, im Hintergrund blauer Himmel mit weißen Wolken.

Ob Wanderung in den Allgäuer Alpen, Biosphärensafari in Bliesgau oder Fahrradtour auf Langeoog: In Deutschland lässt sich ganz einfach nachhaltig Urlaub machen. 

Foto von Allgäu GmbH, Matthias Wendling

Nachhaltig zu reisen ist ein Wunsch, der in den letzten Jahren immer lauter wird. Die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) kam 2023 zu dem Ergebnis, dass sich mehr als zwei Drittel der Befragten eine umwelt- und sozialverträgliche Reise zum Ziel setzen. Die Forschenden verzeichneten damit einen deutlichen Zuwachs innerhalb des letzten Jahrzehnts: 2013/2014 hegte nur knapp die Hälfte der 12.000 Befragten den Wunsch, nachhaltig zu verreisen. 

Für eine nachhaltige Reise muss man nicht einmal weite Zugfahrten in Kauf nehmen: Auch in Deutschland gibt es spannende umwelt- und klimafreundliche Reiseregionen, die einfach mit dem Fern- und Nahverkehr zu erreichen sind. Viele davon findet man zum Beispiel bei der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele. Das bundesweite Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, den „Tourismus von morgen“ in Deutschland zu gestalten. In der Initiative kommen diverse nachhaltige Partner und deutsche Reiseregionen zusammen und informieren über nachhaltige Destinationen und Vorreiter-Betriebe – zum Beispiel anhand der Grünen Reisekarte Deutschland.

Auch National Geographic stellt zum Earth Month im April fünf grüne Reiseziele in Deutschland vor: von den Allgäuer Alpen bis nach Langeoog, von der Safari im Saarland bis zur Waldidylle in Nordbayern. 

Inhalt

Wandern und die Natur schützen in den Allgäuer Alpen

BELIEBT

    mehr anzeigen

    Ist das noch Deutschland? Die Bergwelt der Allgäuer Alpen erinnert an Reiseziele in Norwegen – und steht unter starkem Schutz. Auf einer Wanderung mit einem ortskundigen Ranger kann man die gefährdeten Tiere und Pflanzen der Gegend kennenlernen.

    Foto von Allgäu GmbH, Wanderlustallgaeu

    Ursprüngliche Gebirge, grüne Weiden, bunte Wildblumenwiesen – und mittendrin Tausende alpine Bergbewohner: In den Allgäuer Alpen existieren vielfältige Lebensräume und zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die einzigartige Landschaft in und um das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen steht unter besonderem Schutz. Durch eine vorbildliche Vernetzung von Mobilität und touristischen Angeboten steht einer nachhaltigen Reise jedoch nichts im Weg. Viele Wanderwege lassen sich beispielsweise mit dem ÖPNV-Angebot vor Ort erreichen. Die Region gewann mit ihrem umweltfreundlichen Mobilitätskonzept 2010 sogar den Fahrtziel Natur-Award. 

    Um mehr über die schützenswerte Natur in den Allgäuer Alpen zu erfahren, kann man sich In den Bergen mit einem erfahrenen Ranger auf die Spuren der Allgäu „Big Five“ begeben – und die Lebensräume von Gams, Steinbock, Murmeltier, Steinadler und Alpenschneehuhn erkunden sowie die Tiere in freier Wildbahn beobachten. Auch auf den eigenen Wanderungen kann man die Flora und Fauna der Bergwelt kennenlernen und schützen: Dazu steht das Rangermobil an verschiedenen Orten als Anlaufstelle zur Verfügung. Neben Informationen zu Landschaft, Pflanzen und Tieren vor Ort gibt es auch wertvolle Tipps zum naturverträglichen Verhalten in den Bergen. 

    Für Sportbegeisterte ist das Nordic Zentrum Oberstdorf/Allgäu eine interessante Anlaufstelle. Das Wintersportzentrum wurde nach strengen Nachhaltigkeitskriterien modernisiert und steht nun ganzjährig für Freizeitaktivitäten und Hochleistungssport zur Verfügung – unabhängig vom Schneefall. Internationale Spitzensportler*innen trainieren hier zum Beispiel für den Biathlon, aber auch Tourist*innen können ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen: zum Beispiel beim Laser-Biathlon. Moderne asphaltierte Rollskistrecken kompensieren den häufiger ausbleibenden Schnee und machen einstige Wintersportarten zu einem ganzjährig verfügbaren und vor allem nachhaltigen Erlebnis.

    Nachhaltiger Städtetrip ins grüne Freiburg

    Freiburg im Breisgau von oben. Die Stadt mit ihren vielen Grünflächen und zukunftsweisenden Nachhaltigkeitszielen wurde schon häufig als vorbildliches Reiseziel ausgezeichnet. 

    Foto von FWTM / Spiegelhalter

    2022 wurde Freiburg im Breisgau von Lonely Planet, dem größten Verlag für Reiseführer weltweit, auf Platz 3 in der Kategorie „Best in Travel – Städtedestinationen der Welt“ gewählt. Und das nicht ohne Grund: Die süddeutsche Stadt an der Grenze zu Frankreich hat nicht nur die meisten Sonnenstunden Deutschlands und besonders viel Grün zu bieten – sie ist auch eine Hochburg der nachhaltigen Stadtentwicklung und des umweltfreundlichen Tourismus. 

    Die Nachhaltigkeitsziele der Stadt sehen beispielsweise vor, dass die Dachflächen der öffentlichen Gebäude nach und nach alle mit PV-Anlagen ausgestattet werden, um regenerativen Eigenstrom erzeugen zu können, oder dass die Nahrungsmittelverschwendung mithilfe von Foodsharing-Konzepten halbiert werden soll. Auch beim Tourismus orientiert sich Freiburg an diesen Nachhaltigkeitszielen: So gibt es ein flächendeckendes Fahrradleihsystem in der Stadt, das wie Carsharing funktioniert. Mit diesem können Besucher*innen die Stadt wie Einwohner*innen erleben – und auch ohne eigenes Rad flexibel in der Stadt unterwegs sein. Zum Beispiel auf den sogenannten Rad-Vorrang-Routen, auf denen man mit dem Fahrrad fast ohne Ampeln schnell unterwegs sein kann. 

    Ein Highlight ist die Freiburger Messe „greenflair“, die sich zum Ziel gesetzt hat, Nachhaltigkeit für alle erlebbar zu machen. In den Bereichen Fashion, Ernährung, Alltag, Fortbewegung und Finanzen werden auf der „greenflair“ neue Produkte vorgestellt und die unterschiedlichen Facetten der Nachhaltigkeit von Grund auf erklärt und gezeigt. 

    Passend zur The Guardian-Auszeichnung als „Best for relaxing“-Urlaubsziel, kann man in Freiburg einen Citytrip erleben, der entschleunigt. Für Genießer*innen gibt es in Baden auch eine große Auswahl nachhaltiger Weine und Weingüter. Nur 37 Minuten mit der S-Bahn vom Freiburger Hauptbahnhof entfernt liegt beispielsweise das Weingut der Familie Trautwein. Bereits seit Anfang der 1980er-Jahre wird hier auf chemische und synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet. Der Betrieb ist einer der Vorreiter des ökologischen Weinbaus am Kaiserstuhl. 

    Auf Safari im Biosphärenreservat Bliesgau

    Nebelverhangene Wiesen am Morgen im Biosphärenreservat Bliesgau. 

    Foto von Gemeinde Gesheim, Holger Frenzel

    Im beschaulichen und ruhigen Saarland sorgt das Biosphärenreservat Bliesgau für eine Überraschung: Im Jahr 2023 belegte das von der UNESCO initiierte Reservat den ersten Platz im Bundeswettbewerb für nachhaltige Tourismusdestinationen. Das urwaldähnlich anmutende Biosphärenreservat besteht aus Streuobstwiesen, Buchenwäldern, Trockenrasen und einer Auenlandschaft – und zeichnet sich durch sein großes Partnernetzwerk für Nachhaltigkeit aus. Mehr als 50 Betriebe sind Teil dieses Netzwerkes und fördern gemeinsam einen umweltfreundlichen Tourismus in der Region. 

    So kann man beispielsweise seit 2021 auf „Biosphären-Safari“ gehen. Einen Tag lang geht es mit Linienbussen ins Grüne – mit Halt an verschiedenen Natur- und Kulturhighlights, Wanderungen und Verkostungen regionaler Produkte. Das Projekt soll zeigen, wie einfach nachhaltige Freizeitmobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar ist. Darüber hinaus gibt es eine „Klimaschutzstrategie für den Saarlandtourismus“, mit der demnächst Klimaneutralität im Tourismussektor erreicht werden soll. 

    Fernab vom Massentourismus im Naturpark Frankenwald

    Auf den Wanderwegen des Naturparks Frankenwald gibt es vor allem eins: Ruhe. Auf dem Döbraberg kann man den Blick über den einsamen Wald schweifen lassen.

    Foto von Naturpark Frankenwald & Marco Felgenhauer

    „Stille hören – Weite genießen – Wald verstehen“: Hinter diesem Motto verbirgt sich ein ruhiges Reiseziel in Nordbayern für den nächsten nachhaltigen Urlaub. Über 52.000 Hektar Wald warten im Naturpark Frankenwald darauf, von Naturliebhaber*innen entdeckt zu werden. Der Naturpark erhielt bereits eine Auszeichnung für sein Engagement im nachhaltigen Tourismus und ist einer der Erstunterzeichner der Europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten.

    Der Naturpark Frankenwald e.V. setzt sich besonders für den Schutz und Erhalt des Lebensraums der heimischen Flora und Fauna ein. Diverse Orchideen- und Fledermausarten finden hier ein Zuhause – und auch der Schwarzstorch lebt im Frankenwald. Um die einzigartige Natur zu schützen und den ökologischen Fußabdruck gering zu halten, ist man am besten mit dem Rad oder zu Fuß auf den ausgezeichneten Rad- und Wanderwegen unterwegs. Die Feuchtgebiete erkundet man am besten bei einem Floßausflug. 

    Dank zahlreicher Bahnverbindungen sowie flexibler Rufbusangebote und dem Fahrrad- und Freizeitbusangebot „3Fmobil“ im Sommer können Urlauber*innen den Frankenwald vor Ort umweltfreundlich ohne Auto erkunden. Die Fahrradmitnahme ist in allen öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem EgroNet-Ticket kostenlos. Übernachtet wird ebenfalls nachhaltig und mitten in der Natur: in einem der zahlreichen im Wald versteckten Trekkingcamps. 

    Mit den regionalen Angeboten lernen Reisende nicht nur die geheimnisvollen Pfade des Waldes kennen, sondern auch die Geschichte der ehemaligen Vulkane und früheren Bergleute im Höllental. Bei einem Koch- oder Backkurs mit heimischen und saisonalen Produkten aus der Region können Urlauber*innen außerdem Spezialitäten aus dem Frankenwald wie „Krumba“, „Glies“ oder „Backesla“ zubereiten. 

    Umweltbewusst unterwegs zur Insel Langeoog 

    Nach Langeoog führt ein besonders umweltfreundlicher Weg: Im Rahmen einer 4,5-stündigen Wattwanderung kann man von dem Festland zu Fuß auf die Insel kommen.

    Foto von powell83 / adobe Stock

    Auch im Norden Deutschlands lässt sich nachhaltig urlauben – zum Beispiel auf der Nordseeinsel Langeoog. „Wir auf den Ostfriesischen Inseln sind aufgrund unserer exponierten Lage in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen“, sagt Göran Sell, Geschäftsführer der Ostfriesische Inseln GmbH, in einem Interview mit der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele. „Daher geht es hier darum, weitere menschengemachte Klimaveränderungen so schnell und so weit wie möglich zu reduzieren.“

    Urlaubsreisende können ihren Teil dazu beitragen. Anstatt mit der Fähre auf die Insel zu fahren, kann man beispielsweise eine umweltfreundliche Wattwanderung nach Langeoog unternehmen. Die etwa viereinhalbstündige Wanderung durchs UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer mit ortskundigem Nationalpark-Guide startet in Neuharlingersiel und ist sportliche Herausforderung und Abenteuer zugleich. Ganz nebenbei spart man so Emissionen und lernt die Flora und Fauna des Watts kennen. Die Insel selbst ist autofrei, hier laden Radwege an den Dünen zu ausgedehnten Touren ein. 

    2012 wurde Langeoog zur ersten deutschen Fairtrade-Insel ernannt – und bietet damit besonders nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten. So gibt es beispielsweise nur Fairtrade-Kaffee zu kaufen sowie fair gehandelten Ostfriesentee und Gebäck. Nach mehreren Re-Zertifizierungen sind viele Händler*innen in den letzten Jahren nachgezogen und verkaufen seitdem weitere faire Produkte. 

     

    Themenmonat im April: our HOME auf National Geographic
    Wir haben nur eine Erde. Zeit, unser Zuhause wertzuschätzen und noch mehr zu schützen: Unter dem Motto our HOME stellt National Geographic zum Earth Month im April 2024 besondere Geschichten und Projekte aus Deutschland vor – rund um Naturschutz sowie kulturelles Erbe und biologische Vielfalt. Weitere spannende Einblicke gibt es hier.

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved