Warum urinieren Hunde in ihre Näpfe?
Wir haben Experten zu den seltsamen Aktivitäten unserer pelzigen und gefiederten Freunde befragt.
Neues Jahr, neue Fragen zur verrückten Welt der Tiere.
Dieses Mal haben wir uns wieder den Leserfragen zu unseren liebsten Haustieren gewidmet und Tierverhaltensexperten gebeten, sie zu beantworten. (Lesenswert: Tiere tun uns gut – aber anders, als wir denken)
Spieglein, Spieglein...
Gaia Restrepo nennt Priprie, ihr Rotschwanzsittichweibchen der Art Pyrrhura lepida, die „Königin der Spiegel“.
„Sie liebt es, sich ihr Spiegelbild anzusehen“, und zwar in Spiegeln überall im Haus, sagt Restrepo über ihren smaragdgrünen Sittich, der in Brasilien heimisch ist. Aber, so wundert sie sich, warum reagiert ihr Vogel auf einen Spiegel in ihrem Käfig besonders aggressiv?
Das Wichtigste zuerst: Priprie weiß nicht, dass sie sich selbst sieht - die Fähigkeit dazu ist im Tierreich selten, sagt Bob Mulvihill, ein Ornithologe des National Aviary in Pittsburgh. Unter Vögeln begreifen nur Tauben und Elstern, dass das Tier im Spiegel sie selbst sind. Tauben erkennen sich sogar noch in einem Video mit sieben Sekunden Zeitverzögerung.
Trotz ihrer Intelligenz können Papageien - zu denen auch Rotschwanzsittiche gehören - ihr Spiegelbild also nicht erkennen, sagt Mulvihill. Wahrscheinlich betrachtet Priprie ihr Spiegelbild wohl eher als potenziellen Konkurrenten - daher auch die Aggression - oder als potenziellen Freund.
Falls sie ihr Spiegelbild sanft beknabbern würde, wäre das ein Beispiel für freundliches Verhalten durch gegenseitige Gefiederpflege, sagt Mulvihill.
Da Pripries Verhalten nicht destruktiv oder schädlich ist, hat Mulvihill vorgeschlagen, Priprie eine Sitzmöglichkeit an einem Spiegel einzurchten, damit sie die zusätzliche „Gesellschaft“ genießen kann.
Geschmackssache
Als mein Kater Wasabi ein paar Videos für Katzen ansah, in denen flatternde, zwitschernde Vögel zu sehen waren, wurde er so aufgeregt, dass er in den Bildschirm gebissen hat.
Offensichtlich gefiel ihm die Vorstellung, aber ich habe mich gefragt, ob rein visuelle Stimulation (wie Fernsehen oder Laserpointer) für Katzen nicht frustrierend sein können, da sie nicht wirklich etwas fangen.
John Bradshaw, ein Experte für Katzenverhalten an der Universität von Bristol, schrieb per Mail, dass es auf dem Gebiet zwar keine Forschung gibt, aber Katzen durchaus ungehalten werden können, wenn sie das, was sie sehen, nicht wirklich berühren oder angreifen können. (Lesenswert: Was denken Katzen über uns? Die Antwort ist überraschend)
„Spielverhalten hängt bei Katzen sehr eng mit räuberischem Verhalten zusammen“, fügt Carlo Siracusa von der Schule für Veterinärmedizin der Universität von Pennsylvania per Mail hinzu.
Keiner der beiden Experten sagt jedoch, dass diese Frustration der Katze schadet. Sie empfehlen jedoch, solche Spiele aufzuwerten. Bradshaw schlägt vor, die Katze beim Fernsehen besser zu unterhalten, indem man Spielzeuge in der Nähe des Bildschirms aufbewahrt. Siracusa hält kleine Leckerchen bereit, wenn er seine Katze mit dem Laserpointer unterhält.
Kein guter Nachtisch
Joyce Jefferson hat sich gefragt, warum ihre Hunde in ihre Futternäpfe urinieren, wenn sie sie nicht sofort nach dem Essen wegräumt.
Das ist jedenfalls keine Bewertung des Futters.
Vermutlich handelt es sich um territoriales Markierverhalten, „entweder [in] dem Bereich, in dem die Hunde fressen, oder an dem Napf selbst“, sagt Leticia Fanucchi, eine Tierverhaltensforscherin an der Washington State Universität.
Da Jefferson mehr als einen Hund hat, konkurrieren die Tiere wahrscheinlich um Ressourcen - Futter, Näpfe und Raum. (Lesenswert: Warum Hunde Exkremente fressen und Katzen Druckertinte ablecken)
In manchen Fällen kann auch unterschwellige Ängstlichkeit oder Schikane durch einen anderen Hund dazu führen, dass ein Haustier sein Revier markiert. Hier kann es helfen, die Tiere an verschiedenen Orten zu füttern, sagt Fanucchi. Außerdem sollten eher Näpfe aus Keramik oder Edelstahl verwendet werden, da der Geruch der Tiere an Plastiknäpfen hängen bleibt.
Da können wir doch dankbar sein, dass unsere Freunde höchstens Glasmarkierer an ihre Weingläser heften.