Irrglaube: Warum es an Hundstagen nicht heiß sein muss

Auch wenn das Bild von den faul herumliegenden Hunden gut passt: Der Name Hundstage für die besonders heißen Tage im Sommer hat seinen Ursprung buchstäblich in den Sternen.

Von Becky Little
Veröffentlicht am 22. Juli 2021, 14:26 MESZ, Aktualisiert am 22. Juli 2021, 16:22 MESZ
Die Menschen im antiken Griechenland bemerkten, dass Sirius, der hellste Stern im Großen Hund, im Juli ...

Die Menschen im antiken Griechenland bemerkten, dass Sirius, der hellste Stern im Großen Hund, im Juli in der Morgendämmerung kurz vor der Sonne am Himmel aufging. Sie glaubten, dass diese Verschmelzung der beiden Gestirne zu besonders hohen Temperaturen führt.

Foto von Ann Ronan, Print Collector, Getty

Hört man das Wort Hundstage, hat man sofort ein Bild vor Augen: Von Sommertagen, die so unerträglich heiß sind, dass Hunde nur noch hechelnd auf dem Boden liegen können. Der tatsächliche Ursprung des Begriffs liegt aber woanders und ist mit Hunden und warmen Sommertagen auf ganz andere Weise verbunden, als man annehmen könnte. Um diesen Ursprung zu finden, muss man einfach den Blick nach oben in den Nachthimmel richten. Genauer gesagt auf Sirius, auch Hundsstern genannt. Er ist der hellste Stern im Sternbild Canis Majoris (Großer Hund), das einen der Jagdhunde Orions darstellen soll.

Die Hundstage beginnen, wenn Sirius in der Morgendämmerung am Firmament erscheint und sein Leuchten somit für kurze Zeit gemeinsam mit dem Licht der Sonne zu sehen ist. In der Antike fiel dieser sogenannte heliakische Aufgang von Sirius auf der Nordhalbkugel in den späten Juli. Die alten Griechen und Römer prägten den Begriff der Hundstage und glaubten, dass in dieser Zeit durch die Verschmelzung des Feuers von Sirius und der Sonne die Tage besonders heiß werden würden. So heiß, dass sie sogar Fieber und Katastrophen auslösen konnten.

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Zahllose Sterne zieren den Nachthimmel. Aber wie entstehen die Himmelskörper, wie unterscheiden sie sich und welche Rolle spielen sie für das Leben auf der Erde?

„Sogar in Homers Ilias wird Orions Hund Sirius erwähnt und der Stern mit Krieg und Katastrophen in Verbindung gebracht“, erklärt Jay B. Holberg, Autor von „Sirius: Brightest Diamond in the Night Sky“ und leitender Forschungswissenschaftler am University of Arizona Lunar & Planetary Laboratory. „Überall in der griechischen und römischen Literatur sind solche Verweise zu finden.“

Der Begriff Hundstage fand vor etwa 500 Jahren seinen Einzug aus dem Lateinischen in die moderne Sprache. Die Bedeutung des Namens hat sich seither schon öfter geändert.

„Es gibt auch Menschen, die sich den Begriff so erklären, dass die Hundstage die Tage im Jahr sind, an denen Hunde verrückt werden“, sagt Anne Curzan, Englischprofessorin an der University of Michigan.

„Das ist ganz typisches menschliches Verhalten“, ergänzt sie. „Wenn wir die Bedeutung eines Wortes nicht kennen, überlegen wir uns eben unsere eigene plausible Erklärung.“

„Die Bedeutung geht verloren”, sagt Jay B. Holberg, „doch der Begriff lebt weiter.“

Hundstage gleich Hitze?

Die Frage ist nun: Hatten die alten Griechen recht? Markieren die Tage nach Sirius heliakischem Aufgang wirklich die heißeste Zeit des Jahres? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: nein.

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    Obwohl Juli und August auf der Nordhalbkugel oft die heißesten Monate des Jahres sind, können sich die Perioden besonders starker Hitze von Jahr zu Jahr verschieben. Der Beginn der Hundstage ist außerdem davon abhängig, auf welchem geografischen Breitengrad man sich befindet. Je nördlicher der Standort, desto später im Jahr erscheint Sirius in der Morgendämmerung.

    Ein anderer Grund für den fehlenden Zusammenhang zwischen Hundstagen und Hitze: Die Bewegungen der Sterne am Nachthimmel orientieren sich nicht an unserem Kalender.

    „Man muss sich die Erde als Kreisel vorstellen“, erklärt Bradley Schaefer, Professor für Physik und Astronomie an der der Louisiana State University in Baton Rouge. „Der Kreisel dreht sich und wird nach einer Weile langsamer. Dadurch kommt er ins Trudeln.“ Ähnlich wie beim langsamer werdenden Kreisel „ist auch die Drehung der Erde in gewisser Weise ein Taumeln.“

    „Gewisse astronomische Ereignisse haben einen festen Platz in unserem Kalender. Die Drehung der Erde verläuft aber nicht auf einer geraden Bahn und die Position der Sterne verändert sich ständig“, sagt Larry Ciupik, Astronom am Adler Planetarium und Leiter des Doane Observatory. „Etwa alle 50 Jahre verschiebt sich der Nachthimmel um ein Grad.“

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    Aus diesem Grund fielen die Hundstage der alten Griechen in einen anderen Zeitraum als die Hundstage von heute – und in einigen Jahrtausenden wird dieses astronomische Ereignis nicht einmal mehr im Sommer stattfinden.

    „Der Große Hund wird in 26.000 Jahren den Himmel einmal komplett abgewandert haben“, sagt Bradley Schaefer. „Das heißt, in etwa 13.000 Jahren wird das Sternbild die halbe Strecke zurückgelegt haben – der heliakische Aufgang von Sirius liegt dann mitten im Winter.“

    Hundstage im Winter – da hat man sofort ein Bild vor Augen: Von Wintertagen, die so unerträglich kalt sind, dass Hunde nur noch schlafend vor dem Feuer liegen können, um sich zu wärmen.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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