Whale Watching in Deutschland: Diese Wale leben in Nord- und Ostsee

Wale und Delfine lassen sich auch vor der deutschen Küste beobachten. Einige Arten leben dauerhaft in der heimischen Nord- und Ostsee, andere sind gern gesehene Gäste.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 21. Sept. 2023, 11:26 MESZ
Springender Buckelwal im Pazifik. Auch vor der deutschen Küste werden die Giganten manchmal gesichtet.

Buckelwal im Pazifik. Auch vor der deutschen Küste werden die Giganten manchmal gesichtet.

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Wer hätte das gedacht? Laut Roter Liste der gefährdeten Arten zählt Deutschland zu den Ländern mit der größten Säugetier-Vielfalt in Europa. Aktuell gibt es hierzulande 107 Säugetierarten – darunter acht Walarten, zu denen auch die Delfine gehören. 

Während einige Arten seit Jahrtausenden heimisch sind, zieht es andere nur als Besucher in die deutsche Nord- und Ostsee. Als etabliert gelten Großer Tümmler, Schweinswal, Weißschnauzendelfin und Zwergwal

Buckelwal, Finnwal, Gewöhnlicher Delfin und Weißseitendelfin werden dagegen nur unregelmäßig in Deutschland beobachtet – „ohne dass genau bekannt wäre, wie lange sie sich hier aufhalten und welche Funktion die deutschen Meeresgebiete als Teillebensraum für sie haben“, erklärt das Rote-Liste-Zentrum

Galerie: Neun faszinierende Aufnahmen von Walen

Welche Wale und Delfine gibt es in Deutschland?

Schweinswal

Mit einer Länge von maximal zwei Metern zählt der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) zu den kleinsten Walen überhaupt. Er ist der häufigste Wal in der deutschen Nord- und Ostsee. Von Wilhelmshaven und Flensburg aus finden traditionell „Whale Watching“-Touren statt. Allerdings haben die Bestände deutlich abgenommen. Einer Studie zufolge ist die Zahl allein in der deutschen Nordsee im Laufe der letzten 20 Jahre von rund 35.000 auf 23.000 Tiere geschrumpft. 

Noch schlechter steht es um die Wale in der Ostsee. Dort leben schätzungsweise nur noch rund 500 Schweinswale. Damit gelten die Ostsee-Schweinswale als vom Aussterben bedroht. Fischerei, Meeresverschmutzung, Lärm und Weltkriegsmunition auf dem Meeresgrund zählen zu den Hauptursachen.

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    Einer der kleinsten Wale überhaupt: Ein Schweinswal in der Nordsee

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    Zwergwal

    Der Zwergwal oder Minkwal (Balaenoptera acutorostrata) galt lange nur als Gast in unseren Gewässern. Inzwischen wird er seit 2013 jedes Jahr in der deutschen Nordsee gesichtet. Auch in der Ostsee kommt der knapp zehn Meter lange Meeressäuger vor. Allerdings ist er dort vor allem durch den Fährverkehr stark bedroht ist. Immer wieder werden Zwergwale in der Ostsee durch Schiffsüberfahrten getötet. 

    Als Bartenwal ernährt er sich vorwiegend von tierischem Plankton (Krill) und kleinen Schwarmfischen. International gilt der Zwergwal als nicht gefährdet. Die weltweite Population wird auf rund 200.000 erwachsene Tiere geschätzt.

    Der Zwergwal wird bis zu zehn Meter lang.

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    Buckelwal

    Lange waren Buckelwale an der deutschen Küste extrem selten. Seit rund zwei Jahrzehnten häufen sich allerdings die Sichtungen der bis zu 15 Meter großen und weltweit verbreiteten Meeresriesen. Buckelwale (Megaptera novaeangliae) halten sich gern in Küstennähe auf. 2014 schwamm eine Buckelwalkuh mit ihrem Kalb in der deutschen Ostsee. Im Jahr 2016 hielt sich ein noch nicht ausgewachsenes Tier monatelang vorzugsweise im Greifswalder Bodden auf.

    Im Juni 2018 wurde ein toter Buckelwal vor Graal-Müritz an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern geborgen. Auch danach wurden immer wieder Tiere gesehen. Ob der Buckelwal künftig dauerhaft die Ostsee bevölkern wird, bleibt nach Worten des Rote-Liste-Zentrums abzuwarten.

    Buckelwal mit Kalb. Erwachsene Tiere werden bis 15 Meter lang. 

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    Finnwal

    Noch deutlich größer als der Buckelwal wird der Finnwal (Balaenoptera physalus). Mit einer Länge von bis zu 27 Metern ist er nach dem Blauwal der zweitgrößte Meeressäuger. Finnwale leben in allen Ozeanen, meiden aber in der Regel die Küstenregionen. Die Wissenschaft kennt zwei Unterarten: den Nördlichen Finnwal und den Südlichen Finnwal, der etwa zehn Prozent größer wird. 

    Entlang der Eckernförder Bucht tauchen die Wale immer wieder auf. 2005 und 2006 strandeten zwei jeweils 17 Meter lange Männchen, eines in der Nähe der Greifswalder Oie und eines in der Wismarer Bucht. Die Nachweise in deutschen Gewässern seien aber so unregelmäßig, dass der Finnwal dort nicht als etabliert betrachtet werden könne, erklärt das Rote-Liste-Zentrum.

    Nach dem Blauwal der zweitgrößte Meeressäuger: der bis zu 27 Meter lange Finnwal

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    Weißschnauzendelfin

    Er ist ein echtes Mysterium: Fossilienfunde belegen zwar, dass der Weißschnauzendelfin (Lagenorhynchus albirostris) schon in der letzten Eiszeit in der deutschen Nordsee lebte. Allerdings war sich die Forschung lange nicht sicher, ob er nur zu Gast ist oder dauerhaft vorkommt. Inzwischen aber zählt der Weißschnauzendelfin auch bei uns zu den etablierten Arten. Zwischen 2010 und 2018 wurde er 44-mal in der deutschen Nordsee gesichtet.

    Mit einer Größe von rund 2,7 Metern gehört er zu den größeren Delfinen. Charakteristische Merkmale sind seine namensgebende weiße Schnauze und seine stark zurückgebogene Rückenflosse. Wie viele andere Walarten leidet der Fischfresser unter Umweltgiften, die sich im Körper anreichern. 

    Der Weißschnauzendelfin ist die größte heimische Delfinart.

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    Weißseitendelfin

    Der Weißseitendelfin (Lagenorhynchus acutus) ist der nächste Verwandte des Weißschnauzendelfins, mit dem er häufig verwechselt wird. Wie sein etwa gleichgroßer Vetter bevorzugt er die kühlen Gewässer des Nordatlantiks. Meist zieht es ihn noch deutlich weiter nach Norden. Deshalb ist er auch nur ein äußerst unregelmäßiger Gast in deutschen Gewässern. 

    Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal: Der Weißseitendelfin besitzt einen großen weißgelben Fleck, der sich beidseitig hinter der Rückenflosse an den Flanken entlangzieht. Obwohl die Art einst stark gejagt wurde, gilt sie als ungefährdet. Der aktuelle weltweite Bestand wird auf bis zu 300.000 Tiere geschätzt.

    Weißseitendelfine werden äußert selten in deutschen Gewässern beobachtet.

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    Großer Tümmler 

    „Jeder kennt ihn, den klugen Delfin.“ Dank der TV-Serie „Flipper“ gilt der Große Tümmler (Tursiops truncatus) als wohl bekanntester Delfin. Er ist auch die Art, die am häufigsten in Delfinarien gehalten wird. Mit einer Länge von bis zu vier Metern zählt der Große Tümmler zu den größeren Arten. Er ist nicht gefährdet und in allen Ozeanen verbreitet, wobei er wärmeres Wasser bevorzugt.

    Im Zuge steigender Wassertemperaturen häufen sich in letzter Zeit Sichtungen in der Nordsee. Auch in der Ostsee und den Flussmündungen von Elbe und Weser werden immer wieder Große Tümmler beobachtet. Meist handelt es sich dabei um wandernde männliche Tiere.

    Der Große Tümmler ist die wohl bekannteste Delfinart.

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    Gewöhnlicher Delfin

    Er ist nur unregelmäßig und sehr selten zu Gast in deutschen Gewässern: Der Gewöhnliche Delfin (Delphinus delphis) bevorzugt die offene See. Östlich der Britischen Inseln kommt er wesentlich häufiger vor als an der deutschen Küste. Mit einer durchschnittlichen Länge von durchschnittlich 1,8 Metern zählt er zu den kleineren Delfinarten. 

    Der Gewöhnliche Delfin ist fast weltweit verbreitet und neben dem Großen Tümmler die wohl bekannteste Art aus der rund 40 Arten starken Familie der Delfine. Weltweit gilt der Bestand nicht zuletzt wegen seines großen Verbreitungsgebiets als ungefährdet. Die Population im Mittelmeer indes ist vom Aussterben bedroht.

    Ein seltener Gast vor Deutschlands Küste: der Gewöhnliche Delfin 

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