Australische Sommer in Berlin: Klimaprognose für das Jahr 2050

Paris, Berlin, Wien, Zürich – Europas Städte werden heißer. Das hat nicht nur für die Wasserversorgung Konsequenzen.

Von Stephen Leahy
Veröffentlicht am 11. Juli 2019, 14:53 MESZ
Die Skyline von Houston und der überschwemmte Highway 288 am 27. August 2017 während des Hurrikans ...
Die Skyline von Houston und der überschwemmte Highway 288 am 27. August 2017 während des Hurrikans Harvey. Auch Städte in den USA und Asien werden teils mit beispiellosen Klimabedingungen rechnen müssen.
Foto von Thomas B. Shea, AFP, Getty

Klimavorhersage für 2050: Im feuchtkalten London wird es so warm und trocken wie in Barcelona. Berlins Sommer werden bis zu 6 °C heißer, für Wien wären es sogar 7,6 °C. Zürich wird das neue Milan – zumindest was die Temperaturen angeht. Diese Vorhersagen sind das Ergebnis der ersten globalen Analyse darüber, wie sich das Klima einiger großer Städte durch den Klimawandel verändern wird.

„Wir wollten wissen, wie die konservativen Schätzungen darüber aussehen, welches Klima im Jahr 2050 in 520 großen Städten herrschen wird“, sagte Tom Crowther, ein Forscher der ETH Zürich und einer der Autoren der Klimastudie, die im Fachmagazin „PLOS ONE“ erschienen ist.

„Wir haben gewaltige Veränderungen gefunden“, erzählte Crowther in einem Interview.

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Um ihre Ergebnisse zu veranschaulichen, erstellten die Wissenschaftler des Crowther Lab in der Schweiz eine globale Karte, auf der das Klima unserer zukünftigen Städte mit dem heutiger Städte verglichen wird. In Paris und Berlin werden die Temperaturen 2050 denen des heutigen Canberra ähneln. Köln, Hamburg und Bern werden ein Klima wie im heutigen San Marino erleben. Wien wird mit Temperaturen wie in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje leben müssen.

Insgesamt werden sich die Städte der nördlichen Hemisphäre auf ein Klima einstellen müssen, wie es aktuell etwa 1.000 Kilometer weiter südlich herrscht.

Größere Hitze in Mitteleuropa

In Europa werden die Sommer und Winter deutlich wärmer sein. Verglichen mit den Werten vom Jahr 2000 steigen die Temperaturen im Schnitt um 3,5 bzw. 4,7 °C.

Für mehr als 22 Prozent der großen Städte ließen sich keine guten Vergleichspaare bilden. Das bedeutet nicht, dass beispielsweise Washington, D. C., heißer als das heutige saudi-arabische Riad sein wird. Stattdessen gibt es aktuell einfach keine passende Entsprechung für die Temperaturen, Jahreszeiten und Niederschläge, die diese Städte 2050 erleben werden.

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    Der überwiegende Teil der 115 Städte mit solchen „neuen“ Klimabedingungen befindet sich in den Tropen, darunter auch Metropolen wie Kuala Lumpur, Jakarta, Rangun und Singapur. In den Tropen drücken sich die Veränderungen weniger im Anstieg der Temperaturen aus, sondern hauptsächlich in häufigeren und extremeren Niederschlägen sowie intensiveren Dürreperioden.

    „Das Schicksal der großen Tropenstädte bleibt ungewiss, da vielen beispiellose Klimaveränderungen bevorstehen“, schließt die Studie.

    Planen für das Wetter der Zukunft

    Die Studie verwendet hochmoderne Klimaprojektionen auf Basis existierender Daten. Allerdings analysierten die Forscher, wie diese Vorhersagen der Öffentlichkeit und Städteplanern nutzen können. Das Wissen darum, dass London ein Klima wie Barcelona haben wird – die spanische Stadt erlebte schwere Dürren und musste 2008 deshalb Trinkwasser im Wert von 25 Millionen Dollar importieren –, kann Planern dabei helfen, sich auf die Zukunft vorzubereiten.

    „Wir wollen den Menschen dabei helfen, sich die Auswirkungen des Klimawandels, die sie selbst noch erleben werden, in ihren eigenen Städten vor Augen zu führen“, sagte Hauptautor Jean-Francois Bastin, ein Forscher der ETH Zürich.

    Der Wissenschaftler Michael Mann von der Pennsylvania State University findet die Ergebnisse der Studie, laut denen die wärmeren Temperaturen jedes Jahr etwa 20 Kilometer weiter nordwärts wandern, durchaus realistisch. Die Resultate seien „ernüchternd“, wie Mann in einer E-Mail schrieb. Ebenso ernüchternd ist auch der Umstand, dass bis 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Stadtgebieten leben könnten.

    Für die Entwicklung der CO2-Emissionen, die in dieser Studie verwendet wurde, rechnen die Forscher mit der konservativen Schätzung von einer Erwärmung um 1,5 bis 2 °C bis 2050. Die tatsächlichen Emissionen sind allerdings viel höher und deuten eher auf 3 bis 4 °C hin. Bis zum Jahr 2050 steigen die Temperaturen aber in beiden Fällen ungefähr gleich stark an, bevor das Szenario mit der größeren Emissionsmenge stark abzuweichen beginnt, sagte Mann.

    Regionen wie der Nahe Osten werden noch wärmer und trockener, was Konsequenzen für die Nahrungsmittelproduktion und die Wasserversorgung der Städte nach sich ziehen wird, sagte Crowther. Für die meisten Städte seien die Implikationen dieser Studie ihm zufolge ziemlich „furchtbar“.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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