Verflixter Ferieneffekt: Warum Urlaub dumm macht

Wer nur auf der faulen Haut liegt, riskiert einen Intelligenzverlust. Auch für Schulkinder kann die unterrichtsfreie Zeit negative Folgen haben.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 13. Juli 2023, 10:15 MESZ
Feriengäste auf Liegen und unter Sonnenschirmen am Strand.

Faulsein ist wunderschön, macht aber dumm.

Foto von Oleksandr Canary Islands / Pexels

Trotz Inflation, Energiekrise und Flugscham: Die Reiselust der Deutschen ist wieder deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Tourismusstudie des ADAC. Hatte 2020 gerade einmal jeder Zweite eine Urlaubsreise unternommen, waren es 2022 schon mehr als zwei Drittel.

Dieses Jahr könnte sogar zu einem Rekord-Reisejahr werden. Nach Pandemie und Dauerkrisen ist das Land offenbar urlaubsreif. Den Schalter auf Urlaubsmodus legen und einfach mal nichts tun: Viele lechzen geradezu danach. Doch es gibt einen kleinen Haken. Wir drohen zu verblöden.

Der Grund: Wenn wir im Urlaub nur faulenzen, schrumpfen unsere grauen Zellen. In drei Wochen könne der Intelligenzquotient (IQ) um 20 Prozentpunkte sinken, erklärt der Psychologe Siegfried Lehrl, der sich seit vielen Jahren mit Intelligenz und Leistungsfähigkeit beschäftigt. Schon nach fünf Tagen Faulenzerurlaub drohe ein Verlust von fünf IQ-Punkten. 

Galerie: Neun Meilensteine der künstlichen Intelligenz

Wenn der IQ schrumpft

Zum Vergleich: Die meisten Menschen haben einen IQ zwischen 85 und 115. Damit liegen sie im Normalbereich. Bei geringeren Werten gehen Forschende von einer Lernbehinderung oder Intelligenzminderung aus. Ab 116 Punkten gilt man als überdurchschnittlich intelligent, ab 130 als hochbegabt.

Faulsein ist zwar wunderschön, wie schon Pippi Langstrumpf wusste – macht aber dumm. Bis die grauen Zellen danach wieder auf Hochtouren arbeiten, braucht es viel Zeit und Geduld. Wer 14 Tage auf der faulen Haut lag, benötigt Lehrl zufolge ebenso lange, um die ursprüngliche Gehirnleistung abrufen zu können.

Deshalb sollte man auch im Urlaub sein Gehirn trainieren. Ein bisschen lesen reicht dafür offenbar nicht. Lehrl empfiehlt beispielweise Denkspiele wie Sudoku, Schach oder Skat. Auch Wanderungen und andere aktive Unternehmungen, bei denen man etwas lernt, seien hilfreich. Spätestens am dritten Urlaubstag solle man wieder den Kopf einschalten, um dem Ferieneffekt vorzubeugen.

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    Kinder aus sozial benachteiligten Schichten seien besonders stark betroffen, weil sie außerhalb der Schule oft nur unzureichend gefördert würden. Der Ferieneffekt zeige also auch, wie wichtig das familiäre und soziale Umfeld für den Lern- und Bildungserfolg von Kindern sei. Die gute Nachricht: In der Regel holen die Kinder ihr Wissen innerhalb der ersten Schulwochen nach den Ferien wieder auf.

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