Was machen Tiere mit weißem Winterfell, wenn kein Schnee fällt?
In einer neuen Studie fand man heraus, was wir tun können, um Tieren bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen.
Schal, Mütze, Handschuhe – je kälter es wird, desto mehr Kleidungsstücke brauchen wir.
Auch viele Tiere legen sich für die kalte Jahreszeit ihr Winterkleid an, das in einigen Fällen farblich besser zur weißen Winterlandschaft passt.
Was aber, wenn gar kein Schnee fällt und man sein Winterkleid nicht einfach ablegen kann?
Für eine neue Studie, die in „Science“ erschien, untersuchten Wissenschaftler 21 Tierarten in 60 Ländern, die ihr braunes Fell- oder Federkleid im Winter gegen ein weißes tauschen. In vielen Regionen fällt durch die Klimaerwärmung aber immer weniger Schnee. Das benachteiligt jene Tiere, die im Winter weiß sind.
Die Studie konnte allerdings ein paar potenzielle Zufluchtsorte für diese Arten finden: geografische Regionen, in denen beide Varianten einer Art vorkommen – jene mit weißem und jene mit braunem Winterfell.
Wenn wir diese Gebiete schützen, hätten die Tiere eine Möglichkeit, ihre Gene für das dunklere Winterfell zu verbreiten und sich dem Klimawandel so anzupassen.
Problematisches Winterkleid
Zu den Tierarten mit verschiedenfarbigem Winter- und Sommerfell gehören beispielsweise Schneeschuhhasen, Polarfüchse und Alpenschneehühner.
Ihre Fähigkeit zum saisonalen Farbwechsel ist „ein Merkmal, das die Evolution ausgebildet hat, um diese Tiere im Laufe der Erdgeschichte durch die Veränderungen des Klimas zu bringen“, erklärte der Studienleiter L. Scott Mills, ein Wildtierbiologe der Universität von Montana.
Der Lebensraum der Schneeschuhhasen erstreckte sich in südlicher Richtung einst bis nach North Carolina. Heutzutage reicht er nur noch bis West Virginia, da immer weniger Schnee fällt. Dasselbe Muster konnten die Forscher auch bei anderen Arten feststellen, die im Winter die Farbe wechseln, sagt die Co-Autorin Jennifer Feltner, eine Doktorandin der Universität von Montana.
Der Fellwechsel der Schneeschuhhasen wird durch die Veränderung in der Tageslänge ausgelöst, ganz unabhängig davon, ob und wie viel Schnee tatsächlich fällt. Wenn ihre Tarnung aber nicht zur Farbe der Umgebung passt, sind sie für Raubtiere leichte Beute.
„Fehlanpassungen sind tödlich“, sagt Mills – und Hasen haben zahlreiche Fressfeinde. In Feltners Labor haben sie sogar den Spitznamen „Cheeseburger der Wälder“, weil sie bei fast allen Tieren auf dem Speiseplan stehen, von Eulen bis zu Pumas.
Mills zufolge wissen die Hasen zudem nicht, dass sie in ihrer Umgebung auffallen, und ändern daher auch ihr Verhalten nicht, um sich diesem Umstand anzupassen. Wahrscheinlich trifft das auch auf die meisten anderen Tierarten zu, die im Winter die Farbe wechseln.
Bei Alpenschneehühnern kommt noch ein ganz anderer Faktor hinzu: Die Vögel locken mit ihrem weißen Gefieder Partner an, sagt Mills. Männliche Alpenschneehühner, die weiß werden, behalten diese Farbe unabhängig vom Schneefall, bis sie sich gepaart haben.
Erst im Anschluss daran „suchen sie sich eine Schlammpfütze oder sogar Fäkalien und rollen sich darin, um wieder braun zu werden“, erklärt Mills.
Beste Voraussetzungen für die Evolution
Da der Klimawandel so schnell voranschreitet, könnten „die gleichen Selektionsfaktoren, die zu den braunen und weißen Wintervarianten geführt haben, auch ein Werkzeug für den Artenschutz werden“, so Mills.
Viele der Hotspots, die das Team ausgemacht hat – etliche davon im Norden Nordamerikas und Eurasiens –, sind Hauptkandidaten für die Errichtung von Schutzgebieten und bieten farbwechselnden Arten damit die Chance, sich anzupassen.
„Evolution passiert am schnellsten, wenn es große und miteinander verbundene Populationen gibt“, sagt Mills.
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Wenn die Populationen mit den braunen und weißen Wintervarianten weiterhin Zugang zueinander haben, könnten sich „die Gene für die schützende, dunklere Fellfarbe in der benachbarten weißen Population ausbreiten und ihr bei der Anpassung helfen, wenn der Schnee abnimmt“.
Der Erhalt einer umfangrechen Populationsgröße und der natürlichen Verbindung der Lebensräume „sollte unser wichtigstes und größtes Bestreben sein“, sagt Mills.