Was ist der Unterschied zwischen Krokodilen und Alligatoren?
Die Bewohner Floridas haben nicht nur mit heimischen Krokodilen und Alligatoren zu kämpfen. Immer wieder tauchen auch Exemplare invasiver Arten auf.
Nilkrokodile können bis zu sechs Meter lang werden.
Große Reptilien mit langen Schwänzen und spitzen Zähnen – diesen Anblick sind die Einwohner des US-Bundesstaates Florida aus ihren Flüssen und Sümpfen eigentlich gewohnt. Im Normalfall sind mit dieser Beschreibung die dort heimischen Mississippi-Alligatoren und Spitzkrokodile gemeint.
Seit dem Jahr 2000 wurden jedoch mehrfach Nilkrokodile in den Sümpfen Floridas gefunden. Diese seien deutlich gefährlicher als die heimischen Krokodile und Alligatoren, warnen Wissenschaftler.
Nilkrokodile sind die zweitgrößten noch lebenden Vertreter aus der großen Krokodilfamilie. Sie können bis zu sechs Meter lang werden und durchaus wehrhafte Beute erlegen, darunter auch Menschen und sogar Flusspferde. In ihrem Heimatgebiet in Afrika hat die Art einen Ruf als Menschenfresser – und Statistiken bestätigen das.
Laut CrocBITE – eine Datenbank, die weltweit Angriffe durch Krokodile verzeichnet – waren Mississippi-Alligatoren und Spitzkrokodile seit dem Jahr 2000 für mehr als 30 Todesfälle verantwortlich. Nilkrokodile töteten im selben Zeitraum mehr als 260 Menschen.
„Nilkrokodile gelten im Allgemeinen als deutlich aggressiver als Mississippi-Alligatoren und Spitzkrokodile“, sagte Adam Rosenblatt. Der Krokodilexperte und promovierte Forscher arbeitet an der Yale School of Forestry and Environmental Sciences.
Die vier Nilkrokodile, die bislang in Florida gefunden wurden, waren zum Glück noch nicht voll ausgewachsen. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich die Reptilien dort vermehren, heißt es in einer Studie aus dem Fachmagazin „Hepetological Conservation and Biology“.
Vermutlich müssen sich die Einwohner Floridas also nicht allzu viele Sorgen darum machen, in nächster Zeit einem Nilkrokodil zu begegnen, sagt Rosenblatt.
„Aber ich glaube schon, dass wir die Situation ernst nehmen müssen“, sagt er. „Wir haben beim Tigerpython alle gesehen, was passieren kann, wenn sich invasive Arten ungehindert ausbreiten können.“
Krokodil oder Alligator?
Nilkrokodile, Mississippi-Alligatoren und Spitzkrokodile haben durchaus Gemeinsamkeiten: Sie sind große, fleischfressende Reptilien, um die man beim Schwimmen am besten einen Bogen macht. Allerdings unterscheiden sie sich in vielerlei Hinsicht voneinander.
Mississippi-Alligatoren sind mit maximal fünf Metern Länge deutlich kleiner als Nilkrokodile. Das klingt an sich gar nicht so klein, aber immerhin können die größten Nilkrokodile im Vergleich dazu länger werden als Giraffen hoch sind.
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Auch in der Kopfform unterscheiden sie sich deutlich: Alligatoren haben breitere, rundere Köpfe, während die Schädel von Krokodilen vorne schmaler sind und damit insgesamt eine eher dreieckige Form aufweisen. Spitzkrokodile ähneln Nilkrokodilen optisch beispielsweise mehr als Mississippi-Alligatoren, mit denen sie sich ihren Lebensraum teilen.
Auch biologische Unterschiede gibt es. Nilkrokodile haben kleinere Gelege als Mississippi-Alligatoren, erklärt Abby Lawson vom Department of Forestry and Environmental Conservation an der Clemson University.
Für die Amerikaner hat das einen Vorteil, denn das bedeutet, dass es für das Nilkrokodil schwieriger wäre, sich in den USA fest zu etablieren, erklärt sie.
Woher kamen die Nilkrokodile?
Gentests der Nilkrokodile in Florida offenbarten, dass zwei (und möglicherweise ein drittes) der Exemplare am ehesten mit Artgenossen aus Südafrika verwandt sind.
Unklar ist allerdings, wie genau sie ihren Weg nach Florida fanden. Die Wissenschaftler, die die Studie durchführten, haben aber zumindest ein paar Ideen.
Im Laufe der letzten Jahre wurden mehrere Nilkrokodile nach Florida importiert. Einige dieser Tiere kamen legal ins Land und leben in Gehegen von Parks wie zum Beispiel Disney’s Animal Kingdom. Andere scheinen über den Haustierhandel eingeführt worden zu sein – und diese Exemplare sind es wahrscheinlich, die entweder in der Wildnis ausgesetzt wurden oder ausgebrochen sind.
Es waren allerdings nicht die ersten Fälle, bei denen nicht heimische Krokodile in Florida gefunden wurden.
Seit 1960 haben Wissenschaftler mindestens vier weitere Arten identifiziert: Vertreter der Gattung Mecistops, den Brauen-Glattstirnkaiman, den Keilkopf-Glattstirnkaimanund den Brillenkaiman.
Dabei haben die Bewohner Floridas auch so schon genug Grund, sich vom Wasser fernzuhalten.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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