Deutschlands größte Tiere: Auf Safari zu den Big Five

Wo leben Deutschlands größte Säugetiere? Im Porträt: Fünf imposante Arten, die dank gezielter Schutzmaßnahmen wieder auf dem Vormarsch sind.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 3. März 2023, 11:57 MEZ
Nahaufnahme eines Wolfs, der direkt in die Kamera schaut.

Der Wolf ist Deutschlands größtes Landraubtier.

Foto von szczepank / Adobe Stock

Afrikas Big Five – das sind Löwe, Leopard, Elefant, Kaffernbüffel und Nashorn. Einst prägten Großwildjäger den Begriff. Wegen ihrer Größe und Kraft galten die großen Fünf als gefährlich und schwer zu bejagen. Heute sind sie vielerorts streng geschützt und die Hauptattraktion der großen Nationalparks. Für eine Großwild-Safari muss man aber nicht unbedingt in die Ferne schweifen. Auch im dichtbesiedelten Deutschland leben imposante Wildtiere. 

1. Der Wisent: Deutschlands größtes Landsäugetier

Noch vor wenigen Jahrhunderten war Europas größtes Landsäugetier weit verbreitet – und eine beliebte Jagdtrophäe. Der letzte Wisent wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Alle heute lebenden Exemplare stammen von zwölf Tieren aus Zoos und Tiergehegen ab. Die größte freilebende Population grast im Urwald von Bialowieza in Polen. Inzwischen sind es wieder mehr als 500 Tiere. Auch in deutschen Wäldern gibt es wieder Wisente. Im Rothaargebirge wurde 2013 eine Herde ausgewildert. 

Doch ihre Zukunft ist ungewiss: Die gefräßigen Pflanzenfresser richten teils große Schäden in den Nutzwäldern an. Im Osten Deutschlands könnte der bis zu drei Meter lange und zwei Meter hohe Gigant aus freien Stücken zurückkehren. Dank intensiver Schutzbemühungen wachsen die Bestände in Polen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die urigen Rinder über kurz oder lang die Grenze nach Deutschland überqueren und sich hier langfristig fest ansiedeln.

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    2. Der Elch: Deutschlands größter Hirsch 

    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bevölkerte die größte Hirschart der Welt noch Teile des heutigen Ostdeutschlands – bis sie in den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus unseren Wäldern verschwand. Seit einigen Jahren aber zieht es immer wieder Elche aus Osteuropa nach Deutschland. Als Hauptgrund für die steigende Population gilt ein seit 2001 wirksames Jagdverbot in Polen. Noch ist unklar, ob die bis zu drei Meter großen Riesen wieder dauerhaft bei uns heimisch werden. Die Tiere meiden menschliche Siedlungen und brauchen große, wasserreiche Naturräume. 

    Zumindest einer ist aber gekommen, um zu bleiben: Bert, ein eingewanderter Elchbulle aus Polen, der sich vor allem in Gesellschaft von Kühen pudelwohl fühlt. Seit er Anfang 2018 erstmals im Osten Deutschlands entdeckt wurde, hat er sich immer wieder Rinderherden in Sachsen-Anhalt und Brandenburg angeschlossen. 

    Galerie – Deutschlands Big 5: Unsere größten Säugetiere

    3. Der Wolf: Deutschlands größtes Landraubtier

    Rund 150 Jahre lang war der Wolf in Deutschland ausgestorben – bis im Frühjahr 2000 im Nordosten von Sachsen erstmals wieder wildlebende Wolfswelpen das Licht der Welt erblickten. Aktuell wächst die Zahl an nachgewiesenen Wolfsterritorien jährlich um ein knappes Drittel. Derzeit sind 161 bestätigte Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere in Deutschland bekannt. Die meisten Wölfe leben in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Aber auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind sie inzwischen unterwegs.

    Das Wachstum wird sich allerdings nicht ungebremst fortsetzen: Immerhin beansprucht ein Wolfsrudel eine Reviergröße von 200 bis 250 Quadratkilometern, was 35.000 Fußballfeldern entspricht. Irgendwann werden die potenziellen Habitate besetzt sein, prognostizieren Forschende.

    Wissen kompakt: Wölfe
    Durchdringender Blick und markerschütterndes Geheul: Wölfe werden ebenso bewundert wie kontrovers diskutiert. Wie viele Arten dieser charismatischen Tiere gibt es, was macht das Heulen jedes Wolfes einzigartig und wie funktioniert ein Rudel?

    4. Die Kegelrobbe: Deutschlands größtes Raubtier

    Nicht der Wolf ist Deutschlands größtes Raubtier. Es ist die bis zu 2,5 Meter große und über 200 Kilo schwere Kegelrobbe. Sie zählt zwar zu den Meeressäugern. Doch an ihren Rast- und Wurfplätzen – etwa auf der Helgoländer Düne – lässt sie sich auch vom Land aus gut beobachten. Als Nahrungskonkurrentin war die Kegelrobbe vielen Fischern lange ein Dorn im Auge. Mittlerweile leben wieder etwa 6.500 Exemplare der inzwischen streng geschützten Art im deutschen Wattenmeer und auf Helgoland. 

    Die Ostsee-Kegelrobbe, eine eigenständige Unterart, galt hierzulande schon seit 1920 als ausgestorben. Doch allmählich erobert auch sie sich ihr Terrain zurück – strenger Schutzmaßnahmen sei Dank. Wie viele Tiere es genau in deutschen Gewässern sind, lässt sich schwer bestimmen. In der gesamten Ostsee leben aber etwa 30.000 Tiere. 

    5. Der Luchs: Deutschlands größte Katze

    Was der Löwe in Afrika, ist der Luchs in Deutschland: die größte Raubkatze. Der scheue Jäger mit den charakteristischen Pinselohren wurde jahrhundertelang in weiten Teilen Europas systematisch ausgerottet. Heute streifen wieder 125 bis 135 erwachsene Luchse und 59 Jungtiere durch deutsche Wälder – zum Beispiel im Harz, im Pfälzer Wald und im Bayerischen Wald.

    Tatsächlich eignen sich aber nur wenige Regionen zur Wiederansiedlung der bis zu 120 Zentimeter langen Katze. Es gibt kaum große Waldflächen in Deutschland, die nicht von Straßen oder Siedlungen durchschnitten werden. Viele Jungtiere können so keine eigenen Reviere finden. Außerdem sterben immer wieder Luchse im Straßenverkehr.

    Luchsnachwuchs. Das dichte Verkehrsnetz erschwert die Wiederansiedlung der scheuen Katzen.

    Foto von AdobeStock

    Weitere Giganten: Rothirsch und Wildschwein

    Ebenso imposant sind zwei weitere große Wildtierarten in Deutschland: Rothirsch und Wildschwein. Weil sie aber viel häufiger und vermutlich auch etwas weniger spektakulär sind als die oben genannten Arten, schafften sie es nicht in unsere Auswahl.

    Und was ist mit dem Braunbär? Vor knapp 200 Jahren hätte er einen sicheren Platz auf der Liste der Big Five in Deutschland gehabt. Der letzte heimische Braunbär wurde allerdings im Jahr 1835 im bayerischen Ruhpolding geschossen. Im Mai 2006 wanderte zwar erstmals wieder ein Bär nach Deutschland ein. Doch bald wurde „Bruno“ als sogenannter Problembär eingestuft und noch im gleichen Jahr erlegt. Viele Experten halten eine feste Wiederansiedlung des Braunbären in Deutschland mittelfristig für unwahrscheinlich. 

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