Sieben Wildtiere, die kaum jemand in Deutschland vermuten würde

Exotische Flamingos, riesige Wale: In Deutschland leben Tiere, die wohl nur wenige Menschen hier erwartet hätten. Sieben besonders auffällige Arten im Porträt

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 29. Okt. 2023, 11:50 MEZ
Chileflamingo. Seit den 1980er-Jahren brüten die südamerikanischen Vögel auch im Münsterland.

Chileflamingo. Seit den 1980er-Jahren brüten die südamerikanischen Vögel auch im Münsterland.

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Tierische Exoten in Deutschland

Wale vor der deutschen Küste

Wale und Delfine lassen sich auch in heimischen Gewässern beobachten. Einige Arten leben seit Jahrtausenden in der deutschen Nord- und Ostsee, andere sind eher unregelmäßig zu Besuch. Als fest etabliert gelten Großer Tümmler, Schweinswal, Weißschnauzendelfin und Zwergwal. Buckelwal, Finnwal, Gewöhnlicher Delfin und Weißseitendelfin werden eher selten beobachtet. Am größten ist der Finnwal. Mit einer Länge von bis zu 27 Metern ist er nach dem Blauwal der zweitgrößte Meeressäuger. Entlang der Eckernförder Bucht tauchen immer wieder Finnwale auf. 2005 und 2006 strandeten zwei Männchen, eines in der Nähe der Greifswalder Oie und eines in der Wismarer Bucht. 

Nach dem Blauwal der zweitgrößte Meeressäuger: der bis zu 27 Meter lange Finnwal

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Flamingos im Münsterland

Karibikfeeling in Nordrhein-Westfalen: Im Zwillbrocker Venn westlich von Münster lebt die nördlichste Flamingo-Brutkolonie Europas. Seit den 1980er-Jahren ziehen die exotischen Vögel zur Brutzeit in das wasserreiche Natur- und Vogelschutzgebiet an der niederländischen Grenze. Strenggenommen sind es zwei Arten, die dort im Frühjahr ihre Jungen aufziehen: Der südamerikanische Chileflamingo und der europäische Rosaflamingo. Etwa 60 Flamingos brüten mit einigen tausend Möwen auf einer Insel im Lachmöwensee. Sie ernähren sich von Plankton. Im Spätsommer und Herbst verlassen die Flamingos das Zwillbrocker Venn und führen ihre Jungen in die Überwinterungsquartiere im Rhein-Maas-Delta in den Niederlanden.

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    Flamingos im Zwillbrocker Venn: Etwa 60 der exotischen Vögel brüten auf einer Insel im Lachmöwensee.

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    Elche in Ostdeutschland

    In seiner brandenburgischen Heimat ist er ein Star: Bert, der Elch. Anfang 2018 hat man ihn erstmals im Osten Deutschlands entdeckt, wo er sich kurioserweise gern unter weidende Rinderherden mischt. Offenbar war der junge Elchbulle aus Polen eingewandert. Andere Artgenossen tun es ihm gleich. Seit einigen Jahren werden immer wieder Elche in Deutschland gesichtet. Eine kleine Sensation, denn die weltgrößte Hirschart war hierzulande schon lange ausgestorben. Das könnte sich jetzt ändern. Dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen wachsen die Elchbestände in Polen kontinuierlich. Aktuell vermuten Forschende dort über 30.000 Exemplare. Elche wandern gern. Und so schauen auch regelmäßig Tiere in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen oder Bayern vorbei. Tierfreunde hoffen deshalb, dass sich der Elch hierzulande wieder fest ansiedeln wird.

    Grenzgänger Bert: Der mit einem GPS-Halsbandsender markierte Elchbulle im Naturpark Nuthe-Nieplitz südlich von Berlin.

    Foto von A. Lehnig

    Goldschakale im Norden und Süden

    Deutschland hat ein neues Raubtier: Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordafrika und Südosteuropa bis nach Ostasien. Doch längst ist der Goldschakal europaweit auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland fühlt sich der Wolfsverwandte inzwischen pudelwohl. In den letzten Jahren gab es bereits mehrfach Nachwuchs im Norden und Süden des Landes. Wie viele Goldschakale tatsächlich in Deutschland leben, ist schwer zu sagen. Die nachtaktiven Tiere leben versteckt. Fachleuten zufolge profitiert der gut 50 Zentimeter große und maximal 15 Kilo schwere Wildhund von der Klimaerwärmung. Schneearme Winter, heiße Sommer: Für den Goldschakal sind das gute Bedingungen. Zumal der anpassungsfähige Allesfresser kaum Ansprüche an Lebensraum und Nahrung stellt.

    Scheuer Einwanderer aus südlichen Gefilden: Der Goldschakal fühlt sich inzwischen auch in Deutschland wohl.

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    Bartgeier über Berchtesgaden

    Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern und einer Körperlänge bis zu 125 Zentimetern zählt der Bartgeier nicht nur zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Er ist neben dem Mönchsgeier auch der größte Greifvogel Europas – und weitaus größer als der Steinadler. Schon vor 140 wurde der Luftgigant in Deutschland ausgerottet. Als „Lämmergeier“ oder „Knochenbrecher“ gefürchtet, hatte der Volksmund dem Greifvogel angedichtet, Vieh und Kinder davonzutragen. Jetzt feiert er ein erstaunliches Comeback in den Berchtesgadener Alpen. Im Rahmen eines zehnjährigen Wiederansiedlungsprojekts werden dort jährlich zwei bis drei Junvögel ausgewildert, damit der Bartgeier wieder dauerhaft in Bayern heimisch wird.

    Eine der imposantesten Vogelarten der Welt: Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern zählt der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln.

    Foto von Hansruedi Weyrich

    Marderhunde im ganzen Land

    Eigentlich stammt der Marderhund aus Ostasien. Doch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnten viele Marderhunde aus Pelzfarmen entwischen. Heute ist der Marderhund in vielen deutschen Wäldern zu Hause. Wie der Waschbär, mit dem er verwechselt werden kann, wird er inzwischen als invasive Art eingestuft. Demnach gefährdet er die heimische Artenvielfalt. Der scheue und nachtaktive Marderhund wird etwa so große wie ein Fuchs. Er frisst Nagetiere, Amphibien, Vögel und Eier von Bodenbrütern. Weil er aber kein Jäger ist, sondern wie ein Dachs eher gemächlich 

    Der fuchsgroße Marderhund ähnelt dem Waschbär. Beide werden als invasive Arten eingestuft.

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    Nandus am Schaalsee

    Sie können nicht fliegen, dafür umso schneller rennen: Nandus sind große Laufvögel. Äußerlich ähneln sie dem afrikanischen Strauß. Eigentlich leben sie in Südamerika. Doch seit gut 20 Jahren fühlen sie sich auch in Nordostdeutschland wohl. Um die Jahrtausendwende entkamen einige Nandus einem Freigehege bei Lübeck. Im Biosphärenreservat Schaalsee zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben sie eine neue Heimat gefunden – und sich seitdem beständig vermehrt. Im Hitzejahr 2018 erreichte die Population mit 566 Tieren ihren bisherigen Höhepunkt. In diesem Frühjahr wurden 91 Nandus gezählt. Die tierischen Neubürger sind kälteempfindlich. In manchen Wintern stirbt fast der komplette Nachwuchs. Weil die Tiere auf den Äckern teils große Schäden anrichten, dürfen sie inzwischen bejagt werden.

    Neubürger in Deutschland: Eigentlich stammt der straußenähnliche Nandu aus Südamerika.

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