Erste COVID-Fälle bei Gorillas nachgewiesen

In einem Zoo in Kalifornien konnte die Erkrankung erstmals bei drei nicht-menschliche Primaten nachgewiesen werden.

Von Natasha Daly
Veröffentlicht am 15. Jan. 2021, 10:16 MEZ
Westlicher Flachlandgorilla

Die vom Aussterben bedrohten Westlichen Flachlandgorillas sind anfällig für das neuartige Coronavirus. Am 11. Januar 2021 wurden drei Tiere im San Diego Zoo Safari Park positiv getestet.

Foto von Edwin Giesbers, Nature Picture Library

Drei Westliche Flachlandgorillas im San Diego Zoo Safari Park wurden positiv auf das Coronavirus getestet, wie das US-Landwirtschaftsministerium am 11. Januar mitteilte. Damit sind sie die weltweit ersten bekannten Menschenaffen, die sich mit dem Virus infiziert haben.

Man gehe davon aus, dass die Gorillas, die in einer Gruppe von acht Tieren leben, wieder genesen werden, erklärt Lisa Peterson, die Geschäftsführerin des San Diego Zoo Safari Park in Kalifornien. Die Pfleger haben beschlossen, alle acht Gorillas weiterhin gemeinsam zu halten und sie genau zu beobachten.

„Manche haben [das Virus] und andere nicht“, sagt Peterson. „Sie leben in einem Trupp mit einem Silberrücken. Er ist der Anführer. Er führt sie durch den Tag. Sie orientieren sich an ihm. Es ist wirklich das Beste für sie, wenn sie so weiterleben dürfen.“

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Gorillas sind die siebte bekannte Tierart, die sich auf natürliche Weise mit dem Virus angesteckt hat. Zuvor wurden Infektionen bei Tigern, Löwen, Nerzen, Schneeleoparden, Hunden und Hauskatzen bestätigt. Aus den Niederlanden und Dänemark sind Fälle dokumentiert, bei denen Nerze das Virus auf den Menschen übertragen haben. Für alle anderen aufgezählten Tierarten wurden bisher keine solchen Übertragungen nachgewiesen.

Wie die Löwen und Tiger im Bronx Zoo, die im April 2020 positiv getestet wurden, haben sich die drei infizierten Gorillas wahrscheinlich bei einem asymptomatischen Zoomitarbeitenden angesteckt, so Peterson. Ihr zufolge befolgt der Zoo strenge Protokolle zum Infektionsschutz, einschließlich eines täglichen Fragebogens für das Personal und Ganzkörperschutzanzügen für alle, die direkten Kontakt zu den Tieren haben.

Zwei der Gorillas begannen erstmals am 6. Januar zu husten. Zoo-Mitarbeitende sammelten Kotproben und schickten sie an das California Animal Health and Food Safety Laboratory System. Dieses Labor und die National Veterinary Services Laboratories (NVSL) des US-Landwirtschaftsministerium bestätigten die Infektion am 11. Januar.

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    Die drei Gorillas, die der Zoo nicht namentlich nennt, zeigen immer noch Symptome. Einige haben laufende Nasen und sind lethargisch. „Alle sind ein wenig verhaltener in ihren Aktivitäten“, sagt Peterson, „aber sie bekommen Flüssigkeit und essen gut.“

    Diese Nachricht bestätigt frühere Forschungen, laut denen vom Aussterben bedrohte Westliche Flachlandgorillas – sowie mehrere andere seltene oder gefährdete Affenarten – besonders anfällig für SARS-CoV-2 sind. „Das Potenzial für einen COVID-ähnlichen Krankheitsausbruch in gefangenen oder wilden Populationen gefährdeter Primaten ist ziemlich hoch“, sagte Harris Lewin, ein angesehener Professor für Ökologie und Evolution an der University of California, Davis, im November gegenüber National Geographic.

    Es gibt weniger als 5.000 Gorillas in freier Wildbahn. Da sie in kleinen Familienverbänden leben, befürchten die Forscher, dass sich eine Infektion schnell ausbreiten und die ohnehin schon gefährdete Population dezimieren könnte, wenn sich eines der Tiere mit dem Virus infiziert.

    Dan Ashe, der Präsident und CEO der Association of Zoos and Aquariums (AZA), erklärte gegenüber National Geographic per E-Mail, dass die positiv getesteten Gorillas „besorgniserregend“ seien. Er habe aber „volles Vertrauen“, dass das Personal des San Diego Zoos alle Vorsichtsmaßnahmen trifft.

    Alle bestätigten Fälle von Zootieren, die sich in den USA mit dem Coronavirus angesteckt haben, traten in Einrichtungen auf, die von der AZA akkreditiert sind: dem Bronx Zoo, dem San Diego Zoo Safari Park und dem Louisville Zoo. Sie alle befolgen strenge Gesundheitsprotokolle, so Ashe. Von nicht akkreditierten Zoos, von denen viele nicht über das Fachwissen und die Professionalität akkreditierter Einrichtungen verfügen, ist nicht bekannt, wie viele Tiere sich dort möglicherweise mit dem Virus infiziert haben.

    Peterson jedenfalls hofft, dass das, was der Zoo durch die Beobachtung seiner COVID-positiven Gorillas lernt, zum Schutz der wilden Populationen beitragen kann.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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