Wildnis vor der Haustür: Deutschlands Nationalparks
Unberührte Natur und eine verblüffende Artenvielfalt: 16 Nationalparks gibt es in Deutschland. In einer zweiteiligen Artikelreihe stellen wir sie vor. Hier kommen die ersten acht.

Luchse im Nationalpark Bayerischer Wald
Denkt man an Nationalparks, kommen einem vermutlich zuerst die berühmten Naturparadiese in Afrika oder Nordamerika wie Kruger, Serengeti, Yosemite oder Yellowstone in den Sinn. Doch auch vor der eigenen Haustür findet man sie. Derzeit gibt es 16 Nationalparks in Deutschland – und zwar in fast allen Bundesländern. Nur die Stadtstaaten Berlin und Bremen haben keine.
Das Bundesnaturschutzgesetz sieht vor, dass sich die Natur in Nationalparks möglichst ungestört entwickeln soll. Dazu müssen sie großräumig sowie weitgehend unzerschnitten sein und „in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen“.
Größter deutscher Nationalpark ist das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer mit einer Gesamtfläche von über 4.400 Quadratkilometern. Davon liegen 94 Prozent im Wasser. Am kleinsten ist der Nationalpark Jasmund auf der Ostsee-Insel Rügen mit 30 Quadratkilometern.
National Geographic präsentiert die 16 deutschen Nationalparks in alphabetischer Reihenfolge in zwei Artikeln. Los geht’s mit den ersten acht.
Nationalpark Bayerischer Wald
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist Deutschlands ältester Nationalpark. Er wurde 1970 gegründet und liegt im Osten des Bundeslands an der Grenze zu Tschechien. Zusammen mit dem Nationalpark im Nachbarland gilt er als größtes zusammenhängendes Waldschutzgebiet in Mitteleuropa. 98 Prozent der Fläche sind Wälder. Hier leben Auerhuhn, Luchs, Wildkatze und viele andere seltene Tier- und Pflanzenarten.

Echter Urwald: Das Gebiet Mittelsteighütte im Nationalpark Bayerischer Wald
Nationalpark Berchtesgaden
Er ist Deutschlands einziger Alpennationalpark. 1978 in Berchtesgaden gegründet, ist der Nationalpark Berchtesgaden auf drei Seiten von den Salzburger Kalkhochalpen umgeben. Hier, im Südosten Bayerns, sind Steinadler, Steinbock, Gams und viele andere typische Alpenbewohner zu Hause. Seit einigen Jahren zieht dort sogar wieder der Bartgeier seine Kreise am Himmel.

Alpenzauber: Der Hintersee im Nationalpark Berchtesgaden
Nationalpark Eifel
Nur gut 60 Kilometer südwestlich von Köln liegt der Nationalpark Eifel. Er wurde 2004 gegründet und besticht durch naturnahe Laubwälder, Felslandschaften und seine Seenvielfalt. Mehr als 2.600 Arten, die auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“ stehen, leben dort – darunter Wildkatze, Schwarzstorch oder die charakteristische gelbe Wildnarzisse. Zuletzt wurde dort sogar der riesige Gänsegeier gesichtet.

Zwischen Seen und Wäldern: der Nationalpark Eifel
Nationalpark Hainich
Buchenurwald, so weit das Auge reicht: Der Nationalpark Hainich in Thüringen wurde 1997 gegründet. Seit 2011 steht er sogar mit vier weiteren Buchenwäldern auf der Liste der Unesco-Weltnaturerbe. Eine Vielzahl an Orchideen, Insekten und Vogelarten lässt sich dort beobachten. Wer Glück hat, entdeckt eine der scheuen Wildkatzen.

Bärlauchblüte im Nationalpark Hainich
Nationalpark Harz
Der Nationalpark Harz umspannt zwei Bundesländer. Der Teil in Sachsen-Anhalt existiert seit 1990, die Fläche in Niedersachsen kam 1994 hinzu. Ausgedehnte Wälder, bizarre Felsen sowie Moore und Bergbäche prägen das Bild. Und über allem thront der 1.141 Meter hohe Brocken. In dieser rauen Bergwelt leben seit 2000 auch wieder Luchse. Sorgen bereitet das Waldsterben im Zuge des Borkenkäfer-Befalls.

Urige Natur am Brocken: der Nationalpark Harz
Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Etwa 50 Kilometer östlich von Trier liegt der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. 2015 wurde er als jüngster der 16 deutschen Nationalparks gegründet. Auch er erstreckt sich mit Rheinland-Pfalz und dem Saarland über zwei Bundesländer. Neben vielen anderen bedrohten Arten wie Schwarzstorch und Haselhuhn gibt es auch hier eine bedeutende Wildkatzen-Population.

Verwunschener Wald im Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Nationalpark Jasmund
Der 1990 gegründete Nationalpark Jasmund liegt auf der gleichnamigen Halbinsel auf Rügen. Auch er gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. Mit einer Fläche von 30 Quadratkilometern ist er Deutschlands kleinster Nationalpark. Trotzdem gibt es eine Menge zu entdecken. Hier im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, finden sich urtümliche Buchenwälder, Moore und die berühmte weiße Kreideküste. Zu den großen Säugetieren zählen Rothirsche und Robben. Größter Vogel ist der Seeadler.

Die berühmte Kreideküste im Nationalpark Jasmund auf Rügen
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee wurde wegen seiner Buchenwälder ebenfalls in das Unesco-Weltnaturerbe aufgenommen. 75 Berge und zahlreiche Täler prägen die hessische Mittelgebirgslandschaft. 2004 gegründet, beheimatet der Nationalpark unter anderem 15 der 24 deutschen Fledermausarten. Insgesamt leben dort 44 Säugetier -und 75 Brutvogelarten.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seinem namensgebenden Gewässer
