Nach 3.000 Jahren kehren Beutelteufel aufs Festland zurück

Forscher hoffen, dass die Tasmanischen Teufel dabei helfen können, die von invasiven Arten heimgesuchten Ökosysteme zu stabilisieren.

Von Jason Bittel
Veröffentlicht am 5. Okt. 2020, 15:59 MESZ
Die Beutelteufel, die für ihr wildes Temperament bekannt sind, wurden in den letzten Jahrzehnten durch einen ...

Die Beutelteufel, die für ihr wildes Temperament bekannt sind, wurden in den letzten Jahrzehnten durch einen ansteckenden Gesichtskrebs dezimiert.

Foto von Aussie Ark

3.000 Jahre ist es her, seit der markerschütternde Schrei des Beutelteufels in den Wäldern des australischen Festlandes ertönte. Aber nun sind dank beharrlicher Auswilderungsbemühungen 26 dieser gefährdeten kleinen Schrecken zurückgekehrt.

Die Beuteltiere sind kaum größer als ein Schoßhund und für ihre Wildheit und ihre kräftigen Kiefer berühmt, mit denen sie selbst große Kadaver in Minutenschnelle in Stücke zerlegen können. In den Neunzigern wurde die Art jedoch von einem ansteckenden und tödlichen Gesichtskrebs befallen. Ihre einzige verbliebene Wildpopulation auf der australischen Insel Tasmanien schrumpfte auf 25.000 Tiere zusammen.

Niemand weiß genau, warum die Art vor Jahrtausenden vom Festland verschwunden ist. Wahrscheinlich ist aber der Mensch die Ursache – als die frühen Jäger den Großteil der Megafauna des Kontinents töteten, hatten die Tasmanischen Teufel, wie sie auch genannt werden, nichts mehr zu fressen.

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Zum ersten Mal seit 50 Jahren schleichen wieder Tüpfelbeutelmarder über das australische Festland.

Als Aasfresser spielen Beutelteufel eine entscheidende Rolle für den Erhalt eines ausgewogenen, gesunden Ökosystems. Auch deshalb haben sich Wissenschaftler so sehr darum bemüht, sie zurückzubringen.

„Wir haben über ein Jahrzehnt lang daran gearbeitet, diesen Punkt zu erreichen“, sagt Tim Faulkner, der Präsident von AussieArk, einer Organisation zur Rettung von Arten. Die Gruppe arbeitet eng mit den gemeinnützigen Organisationen Global Wildlife Conservation und WildArk zusammen, um die Auswilderung von in Gefangenschaft aufgezogenen Tieren zu organisieren. Die neue Heimat der Teufel wird ein 400 Hektar großes, eingezäuntes Gebiet namens Barrington Wildlife Sanctuary nördlich des Barrington-Tops-Nationalparks in Ostaustralien.

Trotz ihres fürchterlichen Rufs „stellen sie keine Bedrohung für Mensch und Landwirtschaft dar“, fügt er hinzu.

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    Dennoch steckt die Wiederansiedlung voller Ungewissheiten, und so haben die Wissenschaftler im März 2020 15 Teufel vorerst unter Beobachtung ausgesetzt. Das Team verfolgte die Tiere über Funkhalsbänder und legte Kängurukadaver als Futter aus, während sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnten. Nachdem sich alle Teufel gut eingelebt hatten, waren die Wissenschaftler optimistisch genug, um am 10. September weitere elf Individuen freizulassen. Nun sind die Tiere weitgehend auf sich allein gestellt.

    „Sie sind frei. Sie sind da draußen“, sagt Faulkner. „Wir haben ein paar grundlegende Möglichkeiten, um sie im Auge zu behalten. Aber im Wesentlichen ist es jetzt Sache der Teufel, das zu tun, was sie tun.“

    Beutelteufel gegen invasive Arten

    Um die Ankunft der Beutelteufel vorzubereiten, umzäunte Faulkners Team einen großen Teil des geschützten Eukalyptuswaldes, entfernte invasive Pflanzen und beseitigte Laubstreu, die zu Waldbränden führen könnte. Außerdem entfernte das Team invasive Rotfüchse und verwilderte Katzen mit humanen Methoden – die eingeschleppten Raubtiere haben große Teile der heimischen Säugetierbestände des Kontinents vernichtet.

    Die Beutelteufel beziehen ihre neue Heimat in den Eukalyptuswäldern Ostaustraliens.

    Die Beutelteufel beziehen ihre neue Heimat in den Eukalyptuswäldern Ostaustraliens.

    Photorgaph Courtesy of WildArk

    Verwilderte Hauskatzen machen allerdings keine Jagd auf Beutelteufel. Tatsächlich sind es die Katzen, um die man sich Sorgen machen müsste.

    „Die Anwesenheit von Teufeln in der Landschaft scheint die Katzen ein wenig abzuschrecken“, sagt David Hamilton, ein Experte für Beutelteufel und Forschungsassistent an der Universität von Tasmanien, der nicht an dem Auswilderungsprojekt beteiligt war. Die Beuteltiere fressen normalerweise keine Katzen, sondern zwingen sie stattdessen indirekt dazu, in der Dämmerung zu jagen, um ein Aufeinandertreffen mit den nachtaktiven Teufeln zu vermeiden.

    Das mag nicht wichtig erscheinen, aber diese kleine Verhaltensänderung kann tatsächlich nachtaktive einheimische Arten schützen. Zu ihnen gehören auch Langnasenbeutler, von denen mehrere Arten in Australien als gefährdet gelten. Interessanterweise nehmen die Populationen von Langnasenbeutlern dort zu, wo Beutelteufel stärker vertreten sind als Katzen, sagt Hamilton.

    Großer Kaninchennasenbeutler

    Faulkner und andere hoffen, dass die Tasmanischen Teufel auf dem australischen Festland genau das tun werden: die Ökosysteme des Kontinents trotz invasiver Arten stabilisieren.

    Aber es ist „eine große Unbekannte“, was passieren wird, wenn die Beutelteufel auf Rotfüchse treffen, die größer als Katzen und den Teufeln ebenbürtiger sind, warnt Hamilton.

    Es stellt sich auch die Frage, ob die Wiederansiedlung von Beutelteufeln unvorhergesehene Folgen für andere bedrohte Arten haben wird. Zum Beispiel führte eine eingeschleppte Beutelteufelpopulation auf Maria Island vor der Küste Tasmaniens im Jahr 2012 zum Verschwinden mehrerer Kurzschwanz-Sturmtaucherkolonien.

    Hauskatzen und Fuchskusus, die beide nicht auf der Insel heimisch sind, machten bereits Jagd auf die Seevögeln. Und obwohl die Beutelteufel begannen, diese Raubtiere zu unterdrücken, fingen sie auch an, die Eier und Küken der Seevögel zu fressen.

    Brian, das „Mini-Känguru“ – unerforschte Beuteltiere in Australien
    Brian, ein Tasmanien-Bürstenrattenkänguru, ist das Aushängeschild für unerforschte, australische Tierarten und gibt den Namenlosen ein Gesicht.

    „Theoretisch sollten sie [in Australien] keine negativen Auswirkungen haben“, sagt Hamilton. „Aber man muss das gesamte Ökosystem berücksichtigen, wenn man solche Dinge tut, und das ist wirklich keine Kleinigkeit.“

    Deshalb sei es besonders wichtig, dass die Wiederansiedelung in einer weitläufigen, aber abgezäunten Umgebung beginnt.

    Ein ganzer Rattenschwanz an Kleinsäugern

    Sofern alles gut geht, plant das Trio der Naturschutzorganisationen, in den nächsten zwei Jahren 40 weitere Beutelteufel im selben geschützten Wald freizulassen. Und sie werden Gesellschaft haben.

    Seit der Entfernung der Katzen und Füchse hat Faulkners Team auch damit begonnen, andere gefährdete einheimische Arten in diesem Lebensraum auszuwildern. Unter ihnen befinden sich Parmawallabys, Große Langnasenbeutler, Langschnauzen-Kaninchenkängurus und Rote Rattenkängurus.

    AussieArk plant, in den nächsten sechs Monaten noch mehr dieser Arten freizulassen, darunter Tüpfelbeutelmarder, Bürstenschwanz-Felskängurus und Kleine Kurznasenbeutler.

    20 Australische Zwerggleitbeutler geboren
    Im Taronga Zoo im australischen Sydney kamen etwa 20 Australische Zwerggleitbeutler zur Welt. Die kleinen Beutelsäuger werden nur an die 8 Zentimeter groß.

    Diese winzigen Säugetiere leisten einen entscheidenden Beitrag dabei, ihre Umwelt sauber und gesund zu halten, indem sie Samen verteilen. Außerdem verringern sie die Intensität von Waldbränden, indem sie Laubstreu umgraben und so deren Zersetzung beschleunigen.

    „Es läuft am Ende wirklich auf diese kleineren, terrestrischen Ökosystemingenieure hinaus, die Laubstreu umschichten“, sagt Faulkner. „Ein Langnasenbeutler schichtet jedes Jahr Erde vom Gewicht eines Elefanten um. Ein einziger Langnasenbeutler.“

    Wenn sich die Experimente als erfolgreich erweisen, gäbe es in der Nähe noch weitere 150.000 Hektar geschützten Landes, in das sich die Wiederansiedlungsprojekte ausdehnen könnten, fügt er hinzu.

    „Ich glaube wirklich daran, dass wir mit der Zeit erleben werden, wie der Beutelteufel ein normaler Teil des australischen Festlandes wird“, sagt Faulkner. „Er war noch vor 3.000 Jahren hier. Das ist ein ökologischer Wimpernschlag.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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