Dressiert für den Krieg: Tiere beim Militär

Seit jeher müssen Tiere für den Menschen in den Krieg ziehen. Ein Streifzug von Hannibals Elefanten bis zu den Delfinen im Ukrainekrieg

Darstellung von Kriegselefanten in einem thailändischen Tempel

Foto von Adobe Stock
Von Jens Voss
Veröffentlicht am 18. Aug. 2022, 10:17 MESZ

Kriegselefanten

Mit ihren Stoßzähnen und der schier überwältigenden Kraft galten Elefanten vor allem in der Antike als gefürchtete Waffe. Auf dem indischen Subkontinent kamen sie bis ins 18. Jahrhundert zum Einsatz. Neben dem gut dressierbaren Indischen Elefanten musste oft auch der Nordafrikanische Elefant in den Krieg ziehen – ein relativ kleiner Artvertreter, der längst ausgestorben ist. Auch bei den knapp 40 karthagischen Kriegselefanten, mit denen Hannibal während des zweiten Punischen Kriegs im Jahr 218 v. Chr. die Alpen überquerte, handelte es sich wahrscheinlich um Nordafrikanische Elefanten.

Militärpferde

Schon immer mussten Pferde für den Menschen Krieg führen. Die deutsche Wehrmacht setzte allein im Zweiten Weltkrieg 2,8 Millionen Pferde ein. Rund 60 Prozent davon starben. Berittene Armeeeinheiten wie die Kavallerie waren von der Antike bis zur späten Neuzeit wichtige Bestandteile des Heers. Sie konnten Nahkämpfen ausweichen und feindliche Truppen stattdessen aus der Ferne mit Pfeilen beschießen. Langsamere Gegner waren oft chancenlos. Heute sind nur noch wenige Militärpferde im Einsatz. Die Bundeswehr setzt sie beispielsweise zusammen mit Maultieren in Gebirgsjägereinheiten ein.

Galerie: Die Krieger, die Elefanten fürchteten, beschützen sie nun

Maultiere in schwierigem Gelände

Maultiere oder Mulis sind Kreuzungen aus Pferdestute und Eselhengst. Sie gelten als besonders ausdauernd, trittsicher und gutmütig. Neben Haflinger Pferden werden sie noch heute als Tragtiere bei der Bundeswehr eingesetzt. Die einzige Dienststelle, die diese Tiere hält, ist das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen in Bad Reichenhall. Die Trag- und Reittiere des Zentrums werden dort eingesetzt, wo Menschen und Maschinen aufgrund des schwierigen Geländes in entlegenen Gebirgspassagen an ihre Grenzen stoßen.

Hunde auf dem Schlachtfeld 

Im Mai hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Minensuchhund Patron, der bis dahin mehr als 200 Sprengsätze aufspürte, mit einer Medaille geehrt. Seit jeher werden Hunde ins Feld geführt. Aufgrund ihrer besonderen Dressierfähigkeit lässt sich wohl keine andere Tierart so vielfältig einsetzen. Moralisch hinterfragt hat der Mensch dies wohl selten. Im Ersten Weltkrieg kamen Hunde nicht nur als Zug- und Suchtiere oder als Wach- und Sanitätshunde zum Einsatz. Sie transportierten wichtige Güter an den vordersten Frontlinien und überbrachten als Meldehunde wichtige Informationen. Oft wurden sie mit Minen bestückt, aufs Schlachtfeld geschickt und dort als lebende Waffe in die Luft gesprengt.

BELIEBT

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    Gesunkenes Kriegsschiff Mars aus dem 16. Jahrhundert gescannt und animiert

    Tauben als Agenten

    Schon im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 hatte Frankreich Brieftauben als tierisches Kommunikationsmedium eingesetzt, was wenig später auch die deutsche Heeresleitung hellhörig machte. Ende des 19. Jahrhunderts bildete das deutsche Heer Militärbrieftauben in 15 Brieftaubenstationen aus. Kaiser Wilhelm II. war Schirmherr des Verbands Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine. Im Laufe des Ersten Weltkriegs waren über 120.000 Tauben allein für das Deutsche Reich im Einsatz. Sie wurden sogar von Ballonen und Schiffen aus entsendet und mit automatisch auslösenden Kameras bestückt.

    Glühwürmchen als Lichtquelle

    Britische Soldaten hatten im Ersten Weltkrieg eine leuchtende Idee: Sie sammelten Glühwürmchen in Glasgefäßen und nutzten die natürliche Biolumineszenz der Insekten als Lichtquelle. Dies sanfte Beleuchtung war viel weniger weit sichtbar als das von Kerzen oder Elektrizität. So konnten strategische Informationen oder Feldpost auch an dunklen Orten wie Schützengräben gelesen werden, ohne aufzufallen.

    Kanarienvögel als Gasmelder

    Auch Kanarienvögel wurden in Schützengräben und unterirdischen Gängen gehalten. Nicht zur Zerstreuung der Soldaten, sondern als tierische Giftgasmelder. Lagen sie tot auf dem Boden des Käfigs, wussten die Soldaten, dass sie den Bereich nicht betreten durften.

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    Schnecken als Giftdetektoren

    Ähnlich verhielt es sich im Ersten Weltkrieg mit Schnecken. Die Weichtiere nehmen giftiges Senfgas früher als der Mensch wahr und ziehen sich dann in ihr Haus zurück. Die US-Armee setzte die Tiere in Schützengräben ein.

    Delfine und Seelöwen als Armeetaucher

    Ende April 2022 meldeten US-Medien, dass das russische Militär im Ukrainekrieg Delfine einsetze, um seine Schwarzmeerflotte zu schützen. An der Hafeneinfahrt von Sewastopol seien Unterwassergehege platziert worden. Womöglich sollen die Delfine feindliche Taucher abwehren, die versuchen könnten, Kriegsschiffe im Hafen zu sabotieren. Mit ihrem ausgezeichneten Gehör- und Ortungssinn sind Delfine außerdem in der Lage, Minen aufzuspüren. Auch die US-Armee trainiert Delfine und Seelöwen für militärische Zwecke.

    Ratten und Bienen als Minensucher

    Trainierte Ratten und Bienen gelten als exzellente Minensucher. Ähnlich wie Hunde können Ratten Sprengstoff riechen und anzeigen. Bienen können eine Fläche in relativ kurzer Zeit absuchen, ohne eine Mine dabei auszulösen. Die Insekten lassen sich trainieren, indem man sie lehrt, einen bestimmten Geruch mit einer Futterquelle zu verbinden. So wird beispielsweise ein Futterspender mit einer Zuckerlösung gefüllt und Sprengstoff darum herum gelegt. Die trainierten Bienen schwärmen dann in der Nähe einer Mine – in der Hoffnung, dort Nahrung zu finden.

     

    Quellen: Bundeswehr.de | Rainer Pöppinghege (Hrsg.): Tiere im Krieg: Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn/München 2009 | Warhistoryonline.com

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